COPD und Medikamente

Akute Atemwegsinfekte lassen eine COPD exazerbieren. Professor Dr. Claus Vogelmeier­, Chef der Pneumologie am Universitätsklinikum Marburg, erklärt, warum es wichtig ist, bei den Patienten neben Grippe- und Pneumokokken- auch den Pertussis­impfschutz aufzufrischen.

Der Einsatz inhalativer Kortikosteroide auch bei milder COPD ist weit verbreitet und birgt mehr Risiken als Nutzen. Auf dem virtuellen ERS Kongress 2020 beschäftigten sich zwei Vorträge mit dem richtigen Ein- und Absetzen der inhalativen Kortikosteroide bei COPD.
COPD Diagnose
Hintergrund

Die Frage, ob es ein Problem mit inhalativen Kortikosteroiden (inhaled corticosteroids [ICS]) bei der Behandlung der COPD gibt, beantwortete der Vorsitzende der Respirations-Forschung der British Lung Foundation Professor Dr. James D. Chalmers von der Universität Dundee auf dem virtuellen ERS Kongress 2020 mit einem klaren Ja. Die gute Nachricht sei allerdings, so Chalmers, dass die Zahl der Verschreibungen langsam sinke. Im Vereinigten Königreich machten die inhalativen Kortikosteroide 2005 noch 77% der Erhaltungstherapie bei COPD aus. Bis 2015 sank dieser Anteil allmählich auf 47%. „Aber das ist immer noch zu viel, weil die Medikamente nicht sinnvoll verschrieben werden,“ erklärte Chalmers.
Unnötige Therapieeskalation

Menschen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung COPD können von einer Kombinationstherapie aus drei verschiedenen Wirkstoffen profitieren. Im Vergleich zu einer Zweifachkombination verringerte sich in einer großen Studie die Zahl an akuten Verschlechterungen (Exazerbationen) deutlich. Und auch in anderen Bereichen zeigte die Therapie positive Ergebnisse.

Hypertonie ist die häufigste Komorbidität bei COPD. Und beide Erkrankungen erhöhen das kardiovaskuläre Risiko. Je nach Substanzklasse zeigen die Antihypertensiva unterschiedliche pulmonale Effekte. Für Patienten mit der Lungenkrankheit müssen blutdrucksenkende Medikamente daher besonders sorgfältig ausgewählt werden.

Gerade in den Wintermonaten, wenn man sich seltener im Sonnenlicht aufhält, kann es zu einer Unterversorgung mit Vitamin D kommen, was die Immunabwehr schwächt. COPD-Patienten können infolgedessen mehr Atemwegsinfekte erleiden, die ernsthafte Krankheitsverschlechterungen (Exazerbationen) begünstigen und das Sterberisiko erheblich erhöhen. Deshalb raten die Lungenärzte der Deutschen Lungenstiftung COPD-Patienten, ihren Vitamin-D-Status beim Arzt überprüfen zu lassen.

Eine große Studie mit Daten von fast 38.000 Personen mit COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) deutet darauf hin, dass die Verwendung von Cortison-Spray das Risiko für Typ-2-Diabetes erhöhen könnte. Höhere Cortison-Dosen hatten sogar noch weitreichendere Auswirkungen.

Etwa jeder dritte Patient mit schwerem Asthma nimmt schädliche Dosen von oralen Kortikoiden ein, hat eine niederländische Studie ergeben, die beim europäischen Pneumologenkongress (ERS) vorgestellt wurde.

Wie die European Lung Foundation mitteilt, hat Dr. Katrien Eger von der Uniklinik in Amsterdam mit ihrem Team Daten von Patienten aus einer Apothekendatenbank analysiert, die wegen eines schweren Asthmas hochdosierte inhalative Kortikoide (ICS) plus langwirksame Beta-Agonisten erhalten hatten.

Es stellte sich heraus, dass 29 Prozent derjenigen Asthma-Patienten, die hochdosierte ICS bekamen, auch bedenkliche Mengen an oralen Kortikoiden von 420 mg pro Jahr und mehr einnahmen. Und von diesen hätten 78 Prozent ihre inhalative Medikation entweder nicht regelmäßig oder technisch nicht korrekt angewendet.