Bronchiektasen

Lange Zeit wurden Bronchiektasen-Erkrankungen in der Forschung vernachlässigt. Wie häufig sie vorkommen, wurde noch bis vor wenigen Jahren deutlich unterschätzt. Erst in den vergangenen Jahren wurde die Forschung durch das Engagement des vor Kurzem verstorbenen Prof. Dr. Tobias Welte intensiviert. 

Fachleute gehen davon aus, dass in Deutschland mehr als 100.000 Menschen mit Bronchiektasen leben.

Die neue deutschsprachige S2k-Leitlinie zur Bronchiektasen-Erkrankung soll dazu führen, dass Betroffene künftig besser und zielgenauer versorgt werden können. Die umfangreichen Informationen zu Krankheitsentstehung, Diagnostik und Therapie sowie die konkreten Empfehlungen für den Praxisalltag können betroffenen Personen und ihren behandelnden Ärzt:innen helfen.

Auch zu den Risikofaktoren für Bronchiektasen haben die Registerdaten neue Erkenntnisse gebracht.

Da es immer mehr Menschen mit COPD gibt, gehen die Forschenden davon aus, dass auch die Häufigkeit von Bronchiektasen als Begleiterkrankung künftig steigen wird.

Eingeatmetes Cortison kann bei Menschen mit COPD das Risiko einer Lungenentzündung (Pneumonie) erhöhen. Menschen, die sowohl unter COPD als auch unter Bronchiektasen leiden, werden aber häufig damit behandelt. Ein Wissenschaftsteam hat untersucht, ob das Lungenentzündungsrisiko dadurch weiter steigt.

Die Reinigung der Atemwege ist ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung bei Bronchiektasen. Welchen Effekt diese Reinigungsverfahren haben, hat die European Respiratory Society (ERS) in einer aktuellen Stellungnahme beschrieben. An der Erstellung wirkten neben 14 Expert:innen auch zwei Patient:innenorganisationen mit. Die internationale Forschungsgruppe stammte aus zehn verschiedenen Ländern.

Grundlage der Stellungnahme ist eine systematische Literaturrecherche zu sechs Fragestellungen. Diese beschäftigen sich mit der wissenschaftlichen Beweislage zur Wirksamkeit unterschiedlicher Techniken zur Atemwegsreinigung bei Erwachsenen mit Bronchiektasen. Dabei wurden unter anderem die Vor- und Nachteile der verschiedenen Verfahren ausgewertet. Zu jeder der sechs Fragen wurden Bewertungen verfasst und Empfehlungen für weitere Forschung gegeben.

Selbstmanagement-Techniken tun kranken Lungen gut: Das weiß man vom Asthma und der COPD, bei denen sie längst ein fester Bestandteil von Patientenschulungen sind. Da liegt es nahe, dass sie auch dazu beitragen, mit den Auswirkungen von Bronchiektasen zurechtzukommen. Evidenz dafür fehlt jedoch bisher weitgehend. Chronische Atemwegsentzündung, verminderte mukoziliäre Clearance und strukturelle Lungenschäden: Das sind die klassischen Kennzeichen von Bronchiektasen. Die Veränderungen führen zu rezidivierenden Infektionen und Exazerbationen, persistierendem Husten und ständiger Sputumproduktion.

Betroffene Patienten leiden unter starkem Husten mit schleimigem und eitrigem Auswurf, Atemnot und Müdigkeit. Wesentlich für die Behandlung sind die Methoden der Atemphysiotherapie (so genannte Bronchialtoilette) mit dem Ziel, das Lösen und Abhusten von Sekret zu erleichtern und die Reinigung der Atemwege somit zu verbessern. Darauf weisen die Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) hin.

Eine Langzeitbehandlung mit Makroliden reduziert signifikant die Häufigkeit von Exazerbationen bei Patienten mit Bronchiektasie, wie eine aktuelle Studie zeigt. Dabei wurden in allen untersuchten, auf Patientenmerkmalen basierenden Untergruppen, ähnliche Vorteile beobachtet.

Was sind die wirtschaftlichen Auswirkungen von Bronchiektasen auf das deutsche Gesundheitssystem? Dies werteten Forschende aktuell anhand der Daten von fast fünf Millionen Versicherten aus. Die Ergebnisse können in Zukunft auch dazu beitragen, die Versorgung von Bronchiektasen-Patienten zu verbessern.
Noch bis vor einiger Zeit wurden Bronchiektasen als „seltene Erkrankung“ eingestuft. Durch bessere Diagnose-Methoden wird die Krankheit jedoch inzwischen immer einfacher und in früheren Stadien entdeckt. Dadurch hat es den Anschein, als steige die Krankheitshäufigkeit an – und das weltweit.