Symposien

7. Symposium-Lunge in Hattingen

„Das Symposium Lunge ist bereits eine Marke geworden“, resümierte voller Begeisterung Professor Dr. Kurt Rasche, Wuppertal - einer der insgesamt zehn Referenten, die zu den führenden Lungenspezialisten in Deutschland zählen - und formulierte damit genau das, was viele Teilnehmer dachten.

Dass die Teilnehmerzahl erneut gestiegen war, hat daher niemanden verwundert. Mehr als 2.400 Gäste waren am 13. September 2014 nach Hattingen in die Gebläsehalle des Westfälischen Industriemuseums der Henrichshütte gekommen. Diesmal stand die Veranstaltung unter dem Motto: Chronische Atemwegserkrankungen - Neue Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten. Veranstalter des Symposium Lunge ist der COPD - Deutschland e.V.

Was diese Veranstaltung so einzigartig macht und warum die Teilnehmer - Patienten, Angehörige, Interessierte, Ärzte, Physiotherapeuten etc. - nicht nur aus ganz Deutschland sondern ebenso aus den benachbarten Ländern anreisen, wird schnell klar, wenn man die Eindrücke einiger Teilnehmer liest.

„Für mich war es wieder ein lehrreicher Tag mit vielen engagierten und starken Menschen. Allen, die nach Hattingen kamen, um sich auszutauschen und um neue Erkenntnisse zu erlangen, gilt meine Hochachtung. Sich nicht in einer Krankheit fallen zu lassen und zu resignieren, verlangt unendlich viel Kraft. Ich bin meinem Arzt dankbar, dass er mir den Weg zur Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland zum COPD - Deutschland e.V. und somit zum Symposium Lunge gezeigt hat. Alles, was ich im Austausch erlernt und begriffen habe, dient der derzeitigen Stabilisierung meines Gesundheitszustandes und ist letztendlich die beste Therapie.“ beschreibt Brigitte Brand aus Bad Sooden-Allendorf.

„Ich bin dankbar, dass es das Symposium Lunge gibt. Es ist eine einzigartige Veranstaltung, die komprimiert Informationen auf inhaltlich höchstem Niveau und in für Patienten verständlicher Form präsentiert“, formuliert Ulrich Grundstein, Bochum.

„Besser kann man eine Veranstaltung nicht organisieren. Trotz einer ungeheuren Informationsdichte nahmen sich alle Zeit, ob es einer der insgesamt 42 Aussteller war oder die Referenten. Austausch und Beratung waren besonders wichtig“, berichtet Christel Kelling aus Müritz.

Initiator und Organisator des Symposiums ist Jens Lingemann, der ebenfalls Gründer und Koordinator der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland ist sowie Vorsitzender der COPD - Deutschland e.V. Jens Lingemann ist selbst von der Erkrankung betroffen und hat nach der Diagnosestellung vor 14 Jahren die Initiative ergriffen, Informationen und Plattformen für Patienten zu entwickeln.

Das Symposium-Lunge ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung.

Viel mehr als eine Informationsveranstaltung

Natürlich haben auch in diesem Jahr die herausragenden Vorträge der Lungenspezialisten das Grundgerüst des Symposiums Lunge dargestellt. Doch auch die weiteren Angebote der Veranstaltung boten den Teilnehmern wichtige Informationen. So war das LufuMobil erneut zur Stelle und führte vor Ort kostenfreie Lungenfunktionsmessungen durch. Insgesamt 140 Messungen konnten am Samstag gezählt werden.

Die Ausstellungsfläche wurde verdreifacht, um ein noch größeres Angebot präsentieren zu können. Die Bereitstellung dieser Fläche wurde erst durch den aufwendigen Aufbau von drei Zelten möglich. Doch es hat sich gelohnt, die Besucher waren von der Vielfalt des Ausstellungsangebotes begeistert. Zudem konnten kostenfreie Serviceleistungen vieler Aussteller wahrgenommen werden. Hierzu zählten Messungen der Sauerstoffsättigung mittels Pulsoximeter, Blutdruckmessung, Ermittlung der Lungenfunktionsparameter FEV1 und FEV6, kleine Lungenfunktionsprüfung, Überprüfung von möglichen Keimbesiedlungen bei Nasenbrillen, CO-Messungen in der Ausatemluft sowie Testungen einer hochfrequenten Vibrations-Weste.

Für Teilnehmer mit einer Langzeit-Sauerstofftherapie wurde die kostenlose Befüllung der gängigen Flüssigsauerstoff Mobilgeräte zur Verfügung gestellt.

Ebenso eminent wichtig, wie das breit gefächerte Informations- und Beratungsangebot war der persönliche Austausch der Teilnehmer. Das Kennenlernen anderer Betroffenen, Erfahrungen teilen - auch hierfür bot die Gebläsehalle in Hattingen optimale Bedingungen.

„Ich bin nächstes Jahr wieder dabei“, war daher der Abschiedsgruß vieler Teilnehmer.


Asthma, COPD oder Asthma-COPD-Overlap-Syndrom?

Vortrag: Definition der COPD im Jahr 2014
Professor Dr. Helmut Teschler, Essen

„Wir befinden uns in einem Jahrzehnt der Lungenerkrankungen“, so fasste Professor Dr. Teschler, Essen die vielfachen Entwicklungen in der Lungenheilkunde zusammen. Die Zahl der Betroffenen, die an chronischen Atemwegserkrankungen - vor allem Asthma und COPD - Erkranken, steigt stetig weiter an. Beide Erkrankungen zählen daher zu den sogenannten Volkskrankheiten, d.h. häufig vorkommenden Erkrankungen. Hoffnung macht, dass das medizinische Wissen, um die Entstehung und die Mechanismen dieser Erkrankungen große Fortschritte macht und zudem eine Vielzahl von neuen Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung steht.

AHA-Symptomatik ernst nehmen

Trotz ähnlicher AHA-Symptomatik, d.h. Atemnot, Husten und Auswurf, unterscheiden sich Asthma bronchiale und COPD, also chronisch obstruktive, die Bronchien verengende, Lungenerkrankung, durch einige wesentliche Merkmale.

Asthma tritt meistens bereits im Kindes- und Jugendalter auf, während COPD in der Regel erst im 50. / 60. Lebensjahr vorkommt. Auffällig ist die vollständige Rückbildung der Bronchienverengung bei einem vorliegenden Asthma, während bei einer COPD eine Rückbildung auch nach Gabe von Medikamenten nicht vollständig möglich ist. Zudem treten Atemnot und/oder Hustenattacken bei Asthma bronchiale oftmals anfallsartig auf, während sich zu Beginn einer COPD in der Regel ein morgendlicher kontinuierlicher Husten einstellt.

ACOS, eine Kombination aus Asthma und COPD

Auch das Vorliegen einer Mischform aus Asthma und COPD ist möglich. Diese Erkrankungsform wird als Asthma-COPD-Overlap-Syndrom, kurz ACOS, bezeichnet. Mit dieser Form der Erkrankung befasst sich die Medizin erst seit einigen Jahren. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass bei etwa 15 — 20 % der Patienten mit obstruktiven, also verengenden, Lungenerkrankungen ein ACOS vorliegt. Erste Studien zeigen, dass ACOS oftmals mit einem häufigeren Auftreten von Schüben (Exazerbationen) einhergeht.

Forderung nach mehr Aufmerksamkeit und Lungenfunktionstestungen

Allgemein in der Bevölkerung wird mit einem Asthma zumeist lediglich eine Lungenerkrankung verbunden, die sich aufgrund einer allergischen Reaktion entwickelt — doch inzwischen ist erwiesen, dass auch andere Erscheinungsformen (Phänotypen) eines Asthmas vorliegen können.
Eine COPD ist grundsätzlich nach wie vor zu wenig bekannt. Schätzungen zufolge besteht eine Dunkelziffer von etwa 40 % , die bisher nicht diagnostiziert wurden.

Beide Krankheitsbilder benötigen dringend mehr Aufmerksamkeit, insbesondere da sie lebenslang bestehen und die COPD zudem einen progredienten, d.h. einen sich stetig verschlechternden Verlauf nimmt.

Mediziner fordern daher frühzeitige Lungenfunktionstestungen (LUFU) bzw. für Risikopatienten wie z.B. Raucher ab dem 60. Lebensjahr eine Vorsorgeuntersuchung mittels LUFU.


Mögliche Begleiterkrankungen der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung - COPD ist eine Systemerkrankung

Vortrag: COPD und Begleiterkrankungen
Professor Dr. Kurt Rasche, Wuppertal

„Mehr als 50 % aller COPD-Patienten leiden im höheren Alter an mindestens drei zusätzlichen behandlungsbedürftigen Krankheiten“, verdeutlichte Professor Dr. Rasche, Wuppertal in seinem Vortrag. Der ursächliche Zusammenhang zwischen der COPD und den verschiedenen möglichen Begleiterkrankungen ist vielfältig und oft wechselseitig.

Wichtig zu wissen, dass COPD eine Systemerkrankung ist, d.h. eine Erkrankung, die nicht nur mit Veränderungen der Lunge einhergeht, sondern deren Auswirkungen den ganzen Körper betreffen.

Weiterhin stellt das inhalative Zigarettenrauchen, die Hauptursache für das Auftreten einer COPD, auch für andere Erkrankungen, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, häufigere Infekte oder Lungekrebs, einen Risikofaktor dar.

Auch die Krankheitserscheinungen der COPD wie z. B. die vorliegende chronische Entzündung der Bronchien können Folgeerkrankungen auslösen. Zudem können COPD-Medikamente die Risiken für verschiedene Begleiterkrankungen wie z. B. der Osteoporose erhöhen.

Risiken kennen und rechtzeitig handeln

Für COPD-Patienten ist es wichtig, über mögliche Begleiterkrankungen informiert zu sein, um Risiken zu minimieren — hierzu zählt z. B. der Rauchstopp - und vorbeugendes Handeln — wie z. B. regelmäßige Bewegung. Aber auch das frühzeitige Erkennen und die Einleitung einer frühzeitigen Therapie ist sowohl für den Verlauf der COPD wie auch möglicher Begleiterkrankungen von entscheidender Bedeutung.

Zu der Gruppe der Begleiterkrankungen zählen insbesondere:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Störungen des Bewegungsapparates
  • Infekte der Atmungsorgane
  • Störungen des Stoffwechsels und des Verdauungstraktes
  • Harninkontinenz
  • Psychische Störungen
  • Schlafstörungen
  • Lungenkarzinome

Neuer Ratgeber

Ein neuer Ratgeber des COPD — Deutschland e.V. und der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland, der mit wissenschaftlicher Beratung durch Professor Dr. Kurt Rasche entwickelt und erstmals in Hattingen vorgestellt wurde, bietet ausführliche Basisinformationen zu allen häufig auftretenden Krankheitsbildern sowie möglichen vorbeugenden Maßnahmen.

Darüber hinaus zeigt die aktuelle COSYCONET-Studie den derzeitigen wissenschaftlichen Stand zu den sogenannten Komorbiditäten bei COPD — siehe auch www.asconet.net.


Auch Ärzten zu wenig bekannt: Alpha-1-Antitrypsinmangel möglicher Auslöser für das Lungenemphysem

Vortrag: Alpha-1-Antitrypsinmangel als möglicher Auslöser des Lungenemphysems
Dr. Timm Greulich, Marburg

„Innerhalb einer Ärztebefragung formulierten die teilnehmenden Ärzte selbst, zu wenig über einen Alpha-1-Antitrypsinmangel zu wissen“, dokumentierte Dr. Timm Greulich, Marburg während des Symposium Lunge in Hattingen. Sicherlich ein Grund, warum die Dunkelziffer der betroffenen Patienten nach wie vor hoch ist. Nur bei etwa 10 % der Betroffenen wird derzeit die korrekte Diagnose gestellt.

Alpha-1-Antitrypsinmangel — eine Erbkrankheit

Alpha-1-Antitrypsinmangel ist eine seltene Erbkrankheit, bei der sich zu wenig Alpha-1-Antitrypsin im Blut befindet. Durch diesen Mangel entsteht ein Ungleichgewicht von sogenannten proteolytischen Enzymen und Antiproteasen, was zu einer Schädigung der Atemwege und Lungenbläschen (Alveolen) und letztendlich zu einem Lungenemphysem, d. h. einer Überblähung der Lunge führen kann.

Durch die Änderung des Lebensstils und Maßnahmen wie z. B. einem Rauchstopp kann die Entwicklung wie auch das Fortschreiten eines Lungenemphysems verzögert werden.

Darüber hinaus kann inzwischen das fehlende Protein durch eine Infusion 1 x pro Woche ersetzt werden, so dass im Blut ein annährend normaler Wert erreicht werden kann.

Jeden COPD-Patienten einmal testen

Ein weiterer „Stolperstein“ bei der Erkennung eines Apha-1-Antitrypsin-Mangels ist die Durchführung von Testungen fast ausschließlich bei jungen Patienten mit einem vorliegenden Lungenemphysem. Dies ist der Annahme geschuldet, dass eine Erbkrankheit sich bereits in jungen Jahren bemerkbar macht. Ältere Patienten mit einem Lungenemphysem hingegen werden bisher selten auf einen Alpha-1-Mangel untersucht, da man eher von anderen Ursachen, insbesondere dem häufig vorkommenden Rauchverhalten, ausgeht.

Doch genau hier gilt es zukünftig anzusetzen, denn die Auswirkungen eines Alpha-1-Mangels zeigen sich nicht ausschließlich in jungen Jahren. Da der Mangel unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann, kann dieser auch erst in späteren Jahren zum Tragen kommen. Daher empfiehlt die WHO (Weltgesundheitsorganisation) alle COPD bzw. Emphysem-Patienten einmal einer Alpha-1-Antitrypsin-Testung zu unterziehen.

Einfaches Testverfahren

Mittels eines einfachen Schnelltests kann das Vorliegen eines Alpha-1-Antitrypsinmangels festgestellt werden. Der Test kann bei jedem Arzt vorgenommen werden. Dabei werden einige Tropfen Blut aus der Fingerbeere oder dem Ohrläppchen entnommen und auf einen Teststreifen aufgetragen.

Jeder Arzt kann den Alpha QuickScreen kostenfrei bestellen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.alpha-1-info.com.


Bewegung - fast wichtiger als Therapie - Bedeutung von körperlicher Aktivität bei COPD

Vortrag: Lungensport und Medizinische Trainingstherapie
Dr. Oliver Göhl, Sportwissenschaftler, Sporttherapeut, Donaustauf

„Je weniger Sie sich bewegen, desto höher ist das Risiko für Infekte, desto stärker reduziert sich die Leistungsfähigkeit und desto schneller entwickelt sich der Verlauf der COPD“, verdeutlichte Dr. Göhl anhand aktueller Studiendaten. „Wer sich mehr bewegt, kann den Abfall der Lungenfunktion vermindern und den Verlauf der COPD günstig beeinflussen“, so Göhl und forderte die Teilnehmer des 7. Symposiums Lunge auf, täglich mindestens 30 Minuten Bewegung in den Alltag einzubinden.

Dass körperliche Aktivität positive Effekte auf eine Vielzahl von Erkrankungen bewirkt, ist seit vielen Jahren bekannt. Doch nun konnten gezielte Studien bei COPD nachweisen, dass Patienten, die sich wenig bewegen, eine höhergradige Lungenobstruktion, eine geringere körperliche Fitness, eine stärkere Abnahme der Muskelmasse, eine stärkere Abnahme der Leistungsfähigkeit im 6-Minuten-Gehtest sowie eine stärkere systemische Entzündungsreaktion aufweisen als Patienten mit einem moderaten Aktivitätsprofil.

Atmung braucht Muskelkraft

Warum gerade bei einer Lungenerkrankung wie der COPD körperliches Training so wichtig ist, wird schnell klar, wenn man sich die Funktion der Atmung und deren Veränderung durch die Erkrankung betrachtet. Ohne die Atemmuskulatur - insbesondere das Zwerchfell - wäre eine Erweiterung oder Verengung des Brustkorbs und damit der Lunge nicht möglich. Der Unterdruck, der dadurch gebildet werden kann, sorgt für ein Ansaugen der Luft bei der Einatmung.

Verengungen der Bronchien und möglicherweise eine Überblähung des Lungengewebes durch ein Lungenemphysem erhöhen den Innendruck in der Lunge um ein Vielfaches, so dass neben dem Zwerchfell nun — insbesondere für das Abatmen — auch die Atemhilfsmuskeln eingesetzt werden müssen. Die Atemmuskulatur muss also Schwerstarbeit leisten. „Atemnot kann daher auch als ein Hilfeschrei der Atemhilfsmuskulatur bezeichnet werden“, formulierte Dr. Göhl.

Voraussetzung: Erlernen eines sicheren, angepassten und effektiven Trainings

Unabdingbare Voraussetzung für ein körperliches Training ist die exakte Umsetzung von Trainingsempfehlungen. Nur so kann ein sicheres und effektives und vor allem der körperlichen lungenspezifischen Leistungsfähigkeit angepasstes Training gestaltet werden. Optimale Rahmenbedingungen für das Erlernen bietet eine Rehabilitationsmaßnahme in einer auf Lungenerkrankungen spezialisierten Rehabilitationsklinik.

Wichtige Hintergrundinformationen für ein besseres theoretisches Verständnis und erste Anleitungen für ein häusliches Training erläutert Ihnen Dr. Göhl auf seiner Internetseite www.trainingbeicopd.de


Atemwegsinfekte vermeiden hilft Schübe reduzieren

Vortrag: Wie kann ich Atemwegsinfektionen vermeiden?
Professor Dr. Heinrich Worth, Fürth

„Exazerbationen, d.h. akute Krankheitsschübe bei COPD werden insbesondere durch Infektionen hervorgerufen“, erläuterte Professor Dr. Worth in Hattingen. „Es gilt daher den Schutzwall der Bronchien so gut wie möglich zu erhalten.“

Die Bronchialschleimhaut ist die Schutzbarriere der Lunge. Dort werden Staub-Partikel, Viren und Bakterien unschädlich gemacht. Durch Zigarettenrauch oder andere Umweltgifte wird die Schleimhaut geschädigt. Die Abwehrfunktion der Schleimhaut wird zerstört und die Lunge ist allen Schadstoffen ungeschützt ausgesetzt.

Zu Atemwegsinfektionen zählen:

  • akute Bronchitis
  • durch Infektionen ausgelöste Exazerbation
  • Lungenentzündung (Pneumonie)

Unterstützung der körpereigenen Schutzbarriere

Um die Bronchialschleimhaut in ihrer Funktion zu unterstützen, sollten im ersten Schritt Zigarettenrauch und andere Umweltgifte möglichst gemieden werden.

Zudem können weitere Maßnahmen helfen, Atemwegsinfekte zu vermeiden:

  • Influenzavirus-Impfung (jährlich)
  • dem Wetter angepasste Kleidung tragen
  • Ansteckungsgefahren meiden wie z.B. Menschenansammlungen, Händedruck etc.
  • durch gezielte ärztliche Intervention bei Grippe bzw. ggfs. antibiotische Therapie bei bakteriellen Infekten
  • durch Sport und schadstoffarme Atemluft wird die Schleimhaut gefestigt

Pneumokokkenschutzimpfung

Die Pneumokokkenschutzimpfung wird bei chronischen Lungenerkrankungen, wie einer COPD, empfohlen, um einen schwerwiegenden Verlauf der durch Pneumokokken bedingten Lungenentzündung zu verhindern.

Bisher stand ausschließlich ein sogenannter 23-valenter Polysacheridimpfstoff zur Verfügung. Der Impfstoff ermöglicht eine 70 — 80 %ige Schutzwirkung bei jungen Erwachsenen, bei über 55jährigen eine 42 %ige Risikoreduzierung.
Nun steht ein zweiter Impfstoff, Prevenar 13, ergänzend zur Verfügung.


Schwerbehindertenausweis bei COPD

Vortrag: COPD und Schwerbehindertenausweis, wie der Gutachter beurteilt
Professor Dr. Adrian Gillissen, Kassel

Ein Schwerbehindertenausweis ist notwendig für die Inanspruchnahme von verschiedenen „Nachteilsausgleichen“, die Menschen mit einer Behinderung per Gesetz zustehen. Hierbei kann es sich um Vergünstigen wie z.B. bei der KFZ-Steuer, öffentlichen Verkehrsmitteln, steuerlichen Vorteilen, Eintrittspreisen, Krankheits-/Kur-, Kinderbetreuungskosten, Haushaltshilfen, beruflichen Vergünstigungen (z.B. Kündigungsschutz) etc. handeln.

Einen Schwerbehindertenausweis kann jeder beim Versorgungsamt seiner Stadt oder Gemeinde beantragen. Das Versorgungsamt schickt den Antrag auf Anfrage zum Antragssteller.

Das Procedere

Bei der Antragsstellung sollten Sie folgendes beachten:

  • Antrag vollständig ausfüllen
  • alle vorliegenden Krankheiten angeben
  • für alle Krankheiten Atteste, med. Bescheinigungen, Arztbriefe etc. beifügen (sprechen Sie hierzu Ihren Arzt oder das Krankenhaus an)

Bedenken Sie bei der Antragsstellung: Viel hilft viel. Der Patient hat den Nachweis im Hinblick auf seine Behinderung zu erbringen.

Durch einen Sachbearbeiter des Versorgungsamtes bzw. der zuständigen städtischen Behörde wird über den prozentualen Schwergrad der Behinderung (GdB — Grad der Behinderung) entschieden. GdB ist die Behinderungseinschätzung im Vergleich mit einem gleichaltrigen Gesunden
Manchmal wird auch eine ärztliche Untersuchung durch einen Amtsarzt anberaumt. Der Amtsarzt erstellt dann ein Gutachten, bei der er die Summe aller Erkrankungen berücksichtigt und spricht eine Empfehlung für den GdB aus.

Der Amtsarzt orientiert sich an den Gutachter-Richtlinien:

  • unter Therapie Aktivitäten und Ernährung altergemäß — GdB 20 %
  • unter Therapie Aktivitäten und Lungenfunktion leicht eingeschränkt — GdB 30 — 40 %
  • Aktivitäten (und Lungenfunktion) deutlich eingeschränkt, Erwerbstätigkeit in der Regel noch möglich — GdB 50 — 70 %
  • schwere bis schwerste Einschränkungen der Aktivitäten, der Lungenfunktion — GdB 80 — 100 %
  • „Folgekrankheiten sind ggfs. zusätzlich zu berücksichtigen“

Einen Behindertenausweis erhält jeder Patient mit COPD, bei dem ein Grad der Behinderung von mindestens 50 % vorliegt.

Der Widerspruch

Gegen einen Bescheid kann beim Versorgungsamt Widerspruch eingelegt werden. Folgendes sollte hierbei bedacht werden:

  • Häufig fühlt man sich zu schlecht eingeschätzt!
  • Ein Widerspruch ist „kostenfrei“
  • Darüber hinaus hilft der Rechtsanwalt. Aber bitte Vorsicht!
    • Forderung muss realistisch sein
    • Forderung muss medizinisch beweisbar sein
    • auch Rechtsanwälte wollen verdienen
    • vielleicht besser akzeptieren und später Antrag auf Höherstufung stellen

COPD und Urlaub

Vortrag: COPD und Urlaub: Tipps und Tricks
Professor Dr. Adrian Gillissen, Kassel

Bei den Reisevorbereitungen für einen Urlaub ist bei einer chronischen Erkrankung, wie der COPD vieles zu beachten. Nicht nur was den geeigneten Urlaubsort und die dortigen Aktivitäten betrifft, sondern es kommt darüber hinaus viel Unbekanntes auf einen zu, was es zu bedenken gilt. Sorgfältige Planung ist daher unbedingt notwendig:

  • Nur reisen, wenn Erkrankung stabil!
  • ärztliche Versorgung am Urlaubsort abklären
  • Versicherungen:
    • Krankenversicherung/Reise-Krankenversicherung inkl. Rücktransport
    • Gilt die Versicherung auch für chronisch Kranke?
    • Reise-Rücktrittsversicherung
  • Ausreichende Medikamente, Medikamentenliste für den Urlaub mitnehmen (am Urlaubsort heißen Medikamente u.U. anders)
  • Europäischer Notfallausweis
  • Impfausweis
  • Begleit- und/oder Rollstuhlservice reservieren
  • Sitzplatzreservierung in der Bahn
  • Sauerstoffversorgung für Reise und am Urlaubsort klären
  • Stromspannung/Adapterversorgung am Urlaubsort
  • Kredit-/EC-Karte inkl. Geheim-Nr. für plötzliche Ausgaben

Sauerstofftherapie im Urlaub


Flugreisen
  • Bei vorheriger Anmeldung 02-Versorgung im Flugzeug möglich.
  • Vor Flugreise bei Reiseveranstalter/Fluglinie erkundigen!
PKW-Fahrten
  • Mobile Geräte für PKW inkl. 12 V-Anschlüsse verfügbar
  • Auskünfte über Gerätehersteller/Vertrieb
O2-Versorgung am Urlaubsort
  • In Deutschland meist problemlos möglich
  • Im EU-Ausland nur bei vorhandenem Vertriebspartner
  • Immer vor Reiseplanung mit O2-Firma/Vertrieb sprechen, da unterschiedliche Vertriebsnetze und Partner

Wenn vor Angst der Atem stockt - Vom Wechselspiel zwischen Atmung und Gehirn

Vortrag: Atmung und Psyche — vom Wechselspiel zwischen Lunge und Hirn
Dr. Justus de Zeeuw

Bereits die Samurai wussten, dass neben Körperbeherrschung auch die Kontrolle der Atmung für eine optimale Kampftechnik wichtig ist. Erst durch die Beherrschung beider Techniken galten sie als furchtlose Krieger.

Auch in unserer Kultur dokumentieren bereits typische Redewendungen wie z.B. „atemlose Spannung“ oder „da bleibt mir die Luft weg“ eine Verbindung zwischen Atmung und Gefühlen.

Lautlose Kommunikation durch Atmungsmuster

Antwort, warum ein Wechselspiel zwischen Atmung und Gehirn besteht, gibt uns die Natur.
Beobachten wir zum Beispiel ein Kaninchen in Gefahr, bemerken wir eine schnelle Atmung. über diesen Weg teilt es seinen Artgenossen mit, dass diese aufmerksam sein sollen. Bestimmte Atmungsmuster ermöglichen also eine lautlose Kommunikation.

Und auch an uns selbst können wir feststellen, dass eine ruhige Atmung beruhigend wirkt. Oder eben der Atem stockt, wenn wir uns erschrecken.

Zusammenhänge nutzen, um Symptome der COPD zu beherrschen

Das Wissen, um diese Zusammenhänge kann helfen, in Situationen der Luftnot nicht in Angst und Panik zu verfallen, sondern dem Teufelskreis bewusst entgegen zu steuern. Durch langsame, tiefe Atmung kann erreicht werden, dass sich die Angstgefühle verringern, die Atmung ruhiger wird und sich der Körper wieder entspannt.

Moderne therapeutische Konzepte berücksichtigen diesen Aspekt bei der Behandlung von Luftnot. Ein Atemtraining oder physiotherapeutische übungen können helfen, entsprechende Verhaltensmuster zu erlernen.


COPD — Auf Besonderheiten im Alter achten!

Vortrag: COPD — Besonderheiten im Alter
Professor Dr. Susanne Lang, Gera

„Eigentlich müsste sich die Medizin gemäß der verschiedenen Altersgruppen ausrichten“, plädierte Professor Dr. Susanne Lang, Gera. „In verschiedenen Lebensabschnitten sollten unterschiedliche Befindlichkeiten und auch Fähigkeiten Berücksichtigung finden.“

Im Alter verändern sich Körperfunktionen, Wahrnehmungen aber auch Beschwerdebilder. Im Zusammenhang mit COPD bedeuten die natürlichen Alterungsvorgänge der Lunge und des Immunsystems zum Beispiel, dass Infektionen und Begleiterkrankungen häufiger auftreten können, zudem fallen Exazerbationen (akute Schübe) meist schwerer aus.

Exazerbationen und Infektionen

Im Vergleich zu Patienten unter 65 Jahren steigt die Häufigkeit der Lungenentzündung um das 4fache an. Auch das Erregerspektrum bei bakteriellen Infektionen unterscheidet sich bei älteren Menschen, was wiederum bei der Auswahl des Antibiotikums wichtig ist.

Empfohlene Schutzmaßnahmen bei COPD-Patienten über 65 Jahren:

  • Impfungen gegen Grippe
  • Impfung gegen Keuchhusten
  • Pneumokokkenimpfung

Begleiterkrankungen

Durch natürliche Alters- und Abnutzungserscheinungen treten Erkrankungen auf, die bei Vorliegen einer COPD eine wichtige Rolle spielen können. Begleiterkrankungen wie z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, die sich unmittelbar auch auf die Lunge auswirken können, sollten eine hohe Aufmerksamkeit erfahren und vorbeugend behandelt werden.

Ebenso kann sich eine Osteoporose, die im höheren Alter häufiger auftritt, durch Wirbelkörpereinbrüche negativ auf die Lunge auswirken.

Therapeutische Aspekte

Die Verträglichkeit von Medikamenten kann im Alter reduzierter sein. So treten z.B. bei bronchienerweiternden Sprays und Pulvern vermehrt Herzrhythmusstörungen auf, bei Pulvern kann es zudem zu Reizungen der Mundschleimhaut kommen. Auch bei Cortison können verstärkt Nebenwirkungen auftreten.
Bei inhalativen Medikamenten (Tiotropium, Glycopyrronium, Umeclidinium, Aclidinium) sollten auftretende Blasenentleerungsstörungen beachtet werden.
Besondere Vorsicht ist bei dem Einsatz von Theophyllin angebracht, da bei einer überdosierung von einer erhöhten Sterblichkeit berichtet wird.


Sauerstoff für die Lunge und NIV für die Atempumpe - Langzeit-Sauerstofftherapie und Nicht invasive Beatmung

Vortrag: Langzeit-Sauerstofftherapie und Nicht invasive Beatmung — Indikationen und Ziele, korrekte Durchführung durch den Betroffenen
Prof. Dr. Wolfram Windisch, Köln

„Es gibt kaum eine Therapie, die mehr dazu beigetragen hat, dass es den COPD-Patienten besser geht“, erklärte Professor Dr. Wolfram Windisch, Köln zur Sauerstofftherapie. „Dies betrifft sowohl die Langzeit-Sauerstofftherapie wie auch die nicht invasive Beatmung. Aktuell wird in einer Studie dokumentiert, dass die nicht invasive Beatmung erheblich zu einer Lebensverlängerung beiträgt.“

Bei einer fortgeschrittenen COPD ist die Atemfunktion zunehmend eingeschränkt. Die Ursachen hierfür sind im Wesentlichen in zwei Bereiche zu unterteilen:

  • Belastungen, die insbesondere die Lunge betreffen.
  • Belastungen, die die Atemmuskulatur betreffen.

Die Langzeit-Sauerstofftherapie wird zur Entlastung der Lunge eingesetzt, die nicht invasive Beatmung zur Entlastung der Atemmuskulatur.

Das Ziel einer Therapie mit Sauerstoff besteht langfristig darin, die bestehende Luftnot zu lindern und die körperliche Belastung zu verbessern.

Akzeptanz der Therapie

Wird die medizinische Notwendigkeit für eine Therapie gestellt, so bedeutet dies für Patienten oftmals eine große Herausforderung. Die Akzeptanz der Therapie und insbesondere deren Umgang in der Öffentlichkeit, fallen vielen Patienten am Anfang nicht leicht.
Der Austausch mit anderen Betroffen kann hier helfen.

Besonders wichtig ist der Einsatz der Therapie möglichst 24 Stunden pro Tag, mindestens jedoch 16 Stunden, da nur die konsequente Anwendung ein verlängertes Langzeitüberleben erzielen kann. Dass eine kurzfristige Anwendung keinen überlebensvorteil bringt, belegen wissenschaftliche Studien.

Beatmungszentrum

Wird eine nicht invasive Beatmung notwendig, sollte deren Einleitung und Schulung unbedingt in einem Beatmungszentrum und während einer stabilen Phase der Erkrankung erfolgen.

Die Beatmung muss vom Patienten erlernt werden. Dies benötigt Geduld und Schulung sowie ein erfahrenes Therapeutenteam. Regelmäßige Kontrollen im Beatmungszentrum sind ebenfalls Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.

Oftmals werden eine Langzeit-Sauerstofftherapie und eine nicht invasive Therapie kombiniert eingesetzt.

Weiterführende Informationen finden Sie unter www.digab.de.


Bronchoskopische Lungenvolumenreduktion

Vortrag: Bronchoskopische Lungenvolumenreduktion, welche Verfahren stehen aktuell zur Verfügung?
Professor Dr. Felix Herth, Heidelberg

„Es fehlt der Hubraum“, erklärte bildhaft Professor Dr. Felix Herth, Heidelberg die Situation bei Vorliegen eines Lungenemphysems. Durch eine Überblähung hat die Lunge nicht mehr die Möglichkeit, sich ausreichend auszudehnen.

Ein Lungenemphysem führt zu Atemnot bei geringer Belastung und ebenso zu verminderter Leistungsfähigkeit. Eine bronchoskopische Lungenvolumenreduktion kann möglicherweise dazu beitragen, diese Belastungen zu vermindern. Durch die Verminderung der Überblähung wird die elastische Rückstellkraft der Lunge optimiert und durch eine gesteigerte Effizienz der Zwerchfell- und Thoraxwandbewegungen die Atemmechanik verbessert.

Ob eine Lungenvolumenreduktion durchgeführt werden kann, hängt vom Status der Erkrankung ab und ebenso von der Lage und Verteilung der Emphysemblasen.

Verschiedene Verfahren stehen derzeit für einen minimal-invasiven Eingriff zur Lungenvolumenreduktion zur Verfügung. Deren aktueller Status wurde von Professor Herth wie folgt dokumentiert:

Einsatz von Ventilen

am häufigsten eingesetztes Verfahren
Ventile funktionieren bei kompletten Fissuren
neue CT (Computertomographie) Analysen verbessern die Selektion, für wen das Verfahren geeignet ist

Einsatz von Spiralen

Prädiktoren stehen noch aus — d. h. für wen das Verfahren am geeignet ist
Spiralen sind nicht mehr entfernbar

Einsatz von Kleber oder Dampf

Effektivität steht aus
nur innerhalb von Studien durchführen

Denervierung

Ein vollkommen neues Verfahren — hierbei werden Nerven blockiert
nur innerhalb von Studien durchführen

Eine rasche Weiterentwicklung wird in der Zukunft erwartet, in der insbesondere die technikorientierten Verfahren einen hohen Stellenwert haben werden.

Als besonders wichtig propagiert Professor Herth die Durchführung einer Lungenvolumenreduktion in einem damit erfahrenen kompetenten Zentrum für Pneumologie. Insbesondere bei den neueren Verfahren sei der Einschluss in eine Studie zudem unabdingbar.

Fazit:

"Mit dem jährlich stattfindenden Symposium Lunge bieten wir Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit sich kostenlos, umfassend und aktuell von Fachleuten informieren zu lassen. Früherkennung und schnelles Handeln sind entscheidende Faktoren, die das weitere Voranschreiten einer COPD beeinflussen können. Zudem ist es unser Ziel dazu beizutragen, dass die COPD in der öffentlichkeit eine breitere Wahrnehmung erfährt. Entscheidend ist, dass der Betroffene sich mit seiner Erkrankung auseinandersetzt, sich umfassend informiert, die Erkrankung akzeptiert und lernt −MIT− ihr zu leben.

"Das Leben endet nicht mit der Diagnose COPD-Lungenemphysem,es beginnt neu - nur auf eine andere Art und Weise als bisher“ so Jens Lingemann.

Hin­weis:
Eine kom­plet­te Aufzeichnung des 7. Sym­po­sium Lunge und der Vorträge erhalten Sie hier
Die Fotore­portage zur Ver­anstal­tung kön­nen Sie hier anschauen.

Sabine Habicht und Jens Lingemann
Hattingen, 17. September 2014

© COPD-Deutschland e.V.
Der Abdruck bzw. die Weit­er­ver­w­er­tung dieses Artikels oder Teilen daraus in Print/Onlinemedien bedür­fen der vorheri­gen schriftlichen Genehmi­gung des COPD-Deutschland e.V. und sind nur mit der oben genan­nten Quel­langabe ges­tat­tet.

Veranstalter:

copd deutschland
COPD - Deutschland e.V.

Mitveranstalter:

patientenorganisation
Patientenorganisation Lungenemphysem - COPD Deutschland

Mitveranstalter:

patientenliga 1
Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

6. Symposium-Lunge in Hattingen

Einzigartige Veranstaltung mit erneut 2.000 Teilnehmern

Das 6. Symposium Lunge mit dem Titel „COPD und Lungenemphysem - Chronische Atemwegserkrankungen - Von der Früherkennung bis zur erfolgreichen Therapie“ fand am 12. Oktober 2013 von 09.00 - 18.00 Uhr in der Gebläsehalle des Westfälischen Industriemuseums der Henrichshütte in Hattingen/NRW statt.

„Diese Veranstaltung ist nicht nur einzigartig in Deutschland sondern sogar in ganz Europa“, formulierte Professor Dr. Helmut Teschler, Ärztlicher Direktor des Westdeutschen Lungenzentrums an der Ruhrlandklinik in Essen und Moderator des Symposium-Lunge während seiner Begrüßung. „Das Besondere ist der auf allen Ebenen stattfindende Dialog. Hier kommen Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen mit anderen Patienten in Kontakt - was außerhalb solch einer Veranstaltung nicht selbstverständlich ist, da oftmals die Mobilität eingeschränkt ist. Hier diskutieren Patienten mit ärztlichen Experten auf gleicher Augenhöhe. Zudem wird eine Fülle von Informationen angeboten durch Vorträge, Workshops, Industrieausstellung und Selbsthilfeorganisationen.“

Veranstalter des jährlich in Hattingen stattfindenden Symposiums ist der COPD-Deutschland e.V.
Mitveranstalter sind die beiden Patientenorganisationen Lungenemphysem-COPD Deutschland und Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

Initiator und Organisator des Symposiums ist Jens Lingemann, der ebenfalls Gründer und Koordinator der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland ist sowie Vorsitzender der COPD-Deutschland e.V.

Das Symposium-Lunge ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung und gilt nicht nur bei Patienten und ihren Angehörigen als herausragende Informationsveranstaltung für COPD / Lungenemphysem in Deutschland, sondern wird ebenso von den führenden Lungenfachärzten als die wichtigste Plattform gesehen, um mit Patienten in einen direkten Dialog zu treten.
„Ich bin immer wieder überrascht, von wie weit die Teilnehmer zum Teil zur Veranstaltung anreisen 250 - 500 km sind keine Seltenheit“, so Jens Lingemann während des Symposiums.

Auch in diesem Jahr haben etwas mehr als 2.000 Gäste den Weg nach Hattingen auf sich gekommen und sind mit vielfältigen Informationen und vielen anregenden Gesprächen belohnt worden.

Unterstützungen des COPD-Deutschland e.V.

Wie bereits in den vergangenen Jahren unterstützt der COPD-Deutschland e.V. erneut Projekte/Organisationen, die sich insbesondere um die Belange der chronischen Atemwegserkrankungen bemühen.

In diesem Jahr erhielt das LufuMobil 8.000,-- € zur Unterstützung für seine Aktivitäten rund um die Lungenfunktionsmessung. Das LufuMobil (LungenfunktionsMobil) wurde für einfache und schnelle Messungen konzipiert. Es ist mit zwei Messplätzen ausgestattet und die Messungen werden von Lungenfunktionsassistenten durchgeführt. Die Messung dauert ca. 10 Minuten. In diesem Jahr konnten mehr als 150 Messungen durchgeführt werden.

Das LufuMobil ist seit 2011 deutschlandweit unterwegs, mit der Zielsetzung der Aufklärung und Prävention bei allen Zielgruppen in der Gesellschaft. Parallel dazu ist eine umfangreiche wissenschaftliche Studie geplant, um die Dunkelziffer von chronischen Atemwegserkrankungen zu ermitteln.

Karlheinz Blackert, Geschäftsführer der Ethos gemeinnützige GmbH, Organisator des LufuMobil, nahm die Unterstützung persönlich in Empfang.

Das LufuMobil war auch in diesem Jahr, wie bereits in 2012, auf dem Symposium Lunge präsent und bot kostenfrei Lungenfunktionsmessungen für die Teilnehmer an.


Weitere 2.000,-- € Unterstützung erhielt der Verein für Reflektorische Atemtherapie e.V.

Die Reflektorische Atemtherapie ist eine physiotherapeutische Behandlungsmethode, die unter anderem bei chronischen Atemwegserkrankungen wie der COPD und dem Lungenemphysem eingesetzt wird. Es handelt sich hierbei um eine ganzheitliche Methode der Atemtherapie, die nachweislich gute Erfolge erzielt, jedoch noch zu wenig in der öffentlichkeit bekannt ist. Der Verein wurde im Jahr 2000 von Lehrtherapeutinnen gegründet und hat insbesondere die Aufgabe, Physiotherapeutinnen in Seminaren zu Therapeutinnen der Reflektorischen Atemtherapie und auch Lehrtherapeutinnen der Reflektorischen Atemtherapie auszubilden.
Die Unterstützung nahm Margarethe Rys, Lehrtherapeutin des Vereins für Reflektorische Atemtherapie e.V. entgegen.

Zahlreiche Mess- und Servicestationen im Rahmen des Symposium

Im Rahmen des Symposiums haben eine Vielzahl von Unternehmen und Kliniken Serviceleistungen und Messstationen angeboten. Hierzu zählten:
- Messungen der Sauerstoffsättigung mittels Pulsoximeter
- Blutdruckmessung
- Ermittlung der Lungenfunktionsparameter FEV1 und FEV6
- Kleine Lungenfunktionsprüfung
- Testen der hochfrequenten Vibrations-Weste VibraVest
- Handkraftmessung zur Ermittlung des allgemeinen Muskelstatus
- Machen Sie mit: In 80 Tagen um di Welt - Aktion Lauffeuer gegen COPD
- CO Messung in der Ausatemluft
- Lungenfunktionsmessung im LufuMobil
- Kostenlose Befüllung der Flüssigsauerstoff Mobilgeräte

Industrieausstellung

Die Industrieausstellung ist ein weiteres wichtiges Element des Symposiums Lunge. Hier konnten sich die Teilnehmer über aktuelle Neuigkeiten informieren und im persönlichen Gespräch Fragen diskutieren.
Das Spektrum der Aussteller war breit vertreten
• Unternehmen rund um die sichere, dauerhafte Versorgung mit Sauerstoff
• renommierte Rehabilitations-Kliniken
• Pharmaunternehmen
• Ambulantes Lungenzentrum
• die drei veranstaltenden Patientenorganisationen
• Deutsche Lungenstiftung e.V.
• Bundesverband der Organtransplantierten e.V.
• Lungeninformationsdienst

Zusammenfassungen der Vorträge und Workshops


COPD: Volkskrankheit mit einer Dunkelziffer von 40 %!

Vortrag: COPD: Definition und Abgrenzung
Professor Dr. Helmut Teschler, Essen

COPD ist die Bezeichnung für chronisch obstruktive, d.h. verengende, Lungenerkrankung (aus dem englischen chronic obstructive pulmonary disease). Weltweit zählt die COPD zu den häufigsten Erkrankungen.

Nach wie vor ist COPD eine Erkrankung, die mit einem niedrigen Bekanntheitsgrad zu kämpfen hat, häufig bagatellisiert wird und erschreckende Zuwachsraten verzeichnet.
Alleine in Deutschland sind laut aktuellen Zahlen aus dem Jahr 2010 6,8 Millionen von einer COPD betroffen. Jeder 8. der über 40jährigen ist an COPD erkrankt. In Prozentzahlen umgerechnet sind das 13,2 %. Wissenschaftler gehen von einer Dunkelziffer von nicht diagnostizierten Betroffenen von 40 % aus. Bis zum Jahr 2030 wird mit einem Anstieg der Erkrankungszahlen auf 7,9 Millionen gerechnet.

Gemäß weltweiter Statistik hat in diesem Jahr die COPD in der Rangfolge der häufigsten Todesursachen nun den unrühmlichen dritten Platz belegt. Trotzdem wussten lediglich 13 Prozent der Befragten einer forsa-Befragung was COPD ist.

Eine Abfolge von Zahlen und Fakten, die aufrütteln und mehr Raum für Aufmerksamkeit und Öffentlichkeit schaffen sollte.

Definition und Abgrenzung einer COPD

COPD ist ein Sammelbegriff verschiedener chronischer Atemwegserkrankungen zu denen die chronische Bronchitis, die chronisch obstruktive Bronchitis, Bronchiolitis (Entzündung der Bronchiolen - kleinste Verästelungen der Bronchien) und das Lungenemphysem (Überblähung der Lunge) zählen und die meistens miteinander kombiniert vorliegen. Die COPD geht mit einer zunehmenden Verengung der Atemwege einher, die gewöhnlich progressiv verläuft und in Zusammenhang mit einer verstärkten chronischen Entzündung in den Atemwegen und der Lunge steht.

Die typischen Symptome einer COPD werden auch mit der Abkürzung AHA bezeichnet. AHA bedeutet Atemnot, Husten, Auswurf. Diese Symptome sind nicht selten Ursache für eine Bagatellisierung, da die meisten COPD-Patienten (ca. 90%) Raucher sind oder waren und die AHA-Symptome als „normale“ Begleiterscheinung des Rauchens ansehen. Wird ein Arzt hinzugezogen, kann es zudem vorkommen, dass die Ursachen eher in einem schwachen Herzen oder Asthma vermutet werden.

Eine klare Abgrenzung zwischen COPD und Asthma ist notwendig, wobei verschiedene Merkmale helfen können, die Unterscheidung zu erleichtern. Asthma ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege, die wie bei COPD zu einer Verengung der Atemwege führt. Die Verengung ist jedoch beim Asthma nur vorübergehend und kann nach einer medikamentösen Therapie ganz oder zumindest teilweise wieder rückgängig gemacht werden. Bei einem Asthma reagieren die Bronchien überempfindlich gegenüber bestimmten Reizen wie z.B. bei Pollen, Allergien etc. Bei einer COPD ist die Verengung der Atemwege jedoch nicht reversibel und sie ist Folge einer chronischen Bronchitis, deren Ursache in den meisten Fällen Zigarettenrauch ist, wobei allerdings auch Staub- und Feinstaubbelastungen eine Rolle spielen können.

Weitere Unterschiede der beiden Erkrankungen finden sich im Alter der Patienten. An einer COPD erkranken Patienten ab dem 4. Lebensjahrzehnt, eine COPD ist jedoch nie bei Kindern und Jugendlichen zu finden. Bei Asthma erkranken Patienten meist bereits im Kindes- oder Jugendalter wobei man bedenken muss, dass Asthma auch erstmals im Erwachsenenalter auftreten kann.

AHA-Symptome ernst nehmen

COPD ist eine schwere, fortschreitende Lungenerkrankung, die sich auch auf den Alltag und die Lebensqualität der Patienten auswirkt. Atemnot tritt am Anfang nur bei körperlicher Belastung auf, im fortgeschrittenen Stadium jedoch auch in Ruhe.

Eine Vielzahl von therapeutischen Möglichkeiten steht zur Verfügung, um die Symptome der Erkrankung zu erleichtern. Heilbar ist COPD nicht, jedoch kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden. 

Je früher also COPD erkannt wird, desto eher kann der Prozess des Voranschreitens verlangsamt werden.

Daher gilt es unbedingt COPD mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu schenken. Länger anhaltende AHA-Symptome sollten von ärztlicher Seite abgeklärt und ein Lungenfunktionstest durchgeführt werden. Nach WHO-Definition liegt eine chronische Bronchitis dann vor, wenn Husten und Auswurf über wenigstens 3 Monate in mindestens 2 aufeinanderfolgenden Jahren bestehen.


COPD wird häufig erst durch eine akute Verschlechterung diagnostiziert

Vortrag: Diagnostik und Behandlung einer COPD mit oder ohne Lungenemphysem
Professor Dr. Kurt Rasche, HELIOS Klinikum Wuppertal - Bergisches Lungenzentrum

Die Diagnose chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD, wird meistens erst als Spätdiagnose gestellt. Häufig erst dann, wenn eine plötzliche starke Verschlechterung der Erkrankung (Exazerbation genannt) auftritt, die auch zu einer Krankenhauseinweisung führen kann. Der Grund für die späte Diagnose liegt vorwiegend in der Bagatellisierung der sogenannten AHA-Symptome Auswurf, Husten und Atemnot. Insbesondere Husten und Auswurf, die sich zu Beginn der Erkrankung einstellen, werden nicht ernst genommen, zwar als unangenehm angesehen, jedoch nicht als abklärungswürdig betrachtet. Selbst wenn die Erkrankung weiter vorangeschritten ist und sich Atemnot einstellt - anfangs unter Belastung und im weiteren Verlauf auch in Ruhe - wird trotzdem keine Notwendigkeit gesehen, die Funktion der Lunge überprüfen zu lassen.

Diagnostische Maßnahmen unbedingt bei AHA-Symptomen einleiten

Um eine COPD frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können, sollten bei einem Vorliegen einer AHA-Symptomatik unbedingt diagnostische Maßnahmen durchgeführt werden.

Zu den diagnostischen Bausteinen gehören:

• Gespräch / Anamnese
• Körperliche Untersuchung
• Laborchemie
• Lungenfunktionsprüfung
• Blutgasanalyse
• sowie, je nach diagnostischem Verlauf, weitere Verfahren

Die COPD wird in vier verschiedene Schweregrade A - D unterteilt. Die Grundlagen der Einteilung bilden die Werte der Lungenfunktion, die vorliegende Symptomatik - die innerhalb eines Fragebotentests z.B. CAT-Test vom Arzt erfragt wird - sowie dem Risiko für eine Exazerbation (akute Verschlechterung), die entsprechend der Exazerbationen in den letzten 12 Monaten und/oder Krankenhausaufenthalt bemessen wird.

Für die Diagnostik ist ebenso die Abgrenzung von einer COPD zum Asthma von Bedeutung. Zudem wird diagnostisch abgeklärt, ob eine COPD mit oder ohne Lungenemphysem vorliegt.
Das Lungenemphysem ist durch eine nicht rückgängig zu machende Erweiterung und Zerstörung kleinster Bronchien und Lungenbläschen gekennzeichnet. Infolge dessen schrumpft die Oberfläche, die insgesamt für den Gasaustausch in der Lunge zur Verfügung steht.

Therapiemaßnahmen bei COPD

Bei der Therapie der COPD unterscheidet man die Therapie der akuten Exazerbation und die Therapie einer stabilen Phase der COPD.

Die Therapie setzt sich aus folgenden Bausteinen zusammen:

• Prävention
   o  Raucherentwöhnung
   o  Schutzimpfungen
   o  Arbeitsplatzhygiene

• Medikamentöse Therapie
   o  Anticholinergika
   o  β2-Symptomimetika
   o  Theophyllin
   o  PDE4-Hemmer
   o  Glukokortikoide
   o  Mukopharmaka
   o  Antibiotika

• Nicht-medikamentöse Therapie
   o  Körperliches Training
   o  Patientenschulung
   o  Physiotherapie
   o  Ernährungsberatung

• Apparative / Operative Therapie
   o  Langzeit-Sauerstofftherapie
   o  Nichtinasive Beatmung
   o  Interventionelle / operative Emphysemtherapie
   o  Lungentransplantation

Physiotherapeutische Prinzipien beachten

Die Physiotherapie erfährt innerhalb der Therapiebausteine manchmal etwas wenig Beachtung, da sie in den Akutkrankenhäusern zum Teil nicht repräsentiert wird.

Durch verschiedene erlernbare Maßnahmen kann der Patient einige Symptome der COPD erheblich reduzieren:

• Atemerleichternde Körperstellungen bei schwerer Atemnot
   o  z.B. Kutschersitz

• Senkung der Atemarbeit, Verhinderung des Bronchialkollaps bei der Ausatmung
   o  z.B. Lippenbremse mit Strohhalm oder PEP-Ventil

• Verbesserung der Sekretelimination / Atelektasenprophylaxe (Vorbeugung eines Belüftungsdefizits der Lunge)
   o  z.B. Effektive Hustentechniken
   o  z.B. Schwingungen bei der Ausatmung - Exspiratorische Oszillation (Flutter, RC Cornet)


COPD: Neue Therapieoptionen machen Mut und lassen hoffen

Vortrag: Aktuelle und in der Entwicklung befindliche Medikamente zur Behandlung der COPD
Professor Dr. Adrian Gillissen, Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin Klinikum Kassel

Nachdem in den vergangenen Jahren relativ wenig neue Entwicklungen bei der Therapie der COPD zu verzeichnen waren, befinden sich nun eine Reihe von neuen Substanzen und Medikamentenkombinationen in der wissenschaftlichen Überprüfung.

Grundsätzlich teilt sich die medikamentöse Therapie der COPD in zwei Gruppen, die Bronchien erweiternden Medikamente und die antientzündlichen Medikamente.

Aktueller Status

Bronchialerweiternde Medikamente
Langwirksame Anticholinergika (Lama) Langwirksame β2-Mimetika (LABA)
Tiotropiumbromid (Spiriva®) Formoterol®
Aclidiniumbromid (Eklira®, Bretaris®) Salmeterol (Aeromax®, Serevent®)
Glycopyrroniumbromid (Seebri®) Indacaterol (Hirobriz®, Onbrez®)

Die bronchialerweiternden Medikamente sind das wesentliche Standbein in der COPD-Therapie.

Antientzündliche Medikamente
Inhalative Kortison-haltige Medikamente (ICS) PDE4-Hemmer
Budesonid (Budecort®, Pulmicort® und viele mehr) Roflumilast® (Daxas)
Beclometason  
Fluticasonpropionat (Flutide®)  
Mometason (nur für Asthma: Asmanex®)  

Die inhalative Kortisontherapie ist nur bei Patienten zur Verhinderung gehäufter Notfallsituationen, d.h. bei einer insgesamt instabilen Krankheitslage, angezeigt.

Der PDE4-Hemmer Roflumilast steht erst seit etwa 2 Jahren zur Verfügung. Roflumilast ist kein Notfall- sondern ein Dauertherapiemedikament, da es seine Wirkung erst nach einigen Wochen entfaltet. Das Medikament kann nur begleitend zu einer bronchialerweiternden Therapie verabreicht werden.

Blick in die Zukunft

Die Entwicklungen in der medikamentösen Therapie gliedern sich derzeit insbesondere in drei Schwerpunkte:
• Entwicklung neuer langwirksamer inhalativer Anticholinergika mit dem Ziel der Optimierung vorhandener Medikamente sowie der Entwicklung neuer Medikamente mit anderen Angriffspunkten
• Entwicklung neuer langwirksamer β2-Mimetika. Ein erstes 24-Stunden-wirksames Präparat wurde mit Indacaterol bereits zugelassen, weitere Präparate befinden sich in der klinischen Prüfung. Zudem wird versucht auf chemischem Weg Hybridmoleküle herzustellen, die sowohl den β2-Rezeptor aktivieren als auch anticholinergisch wirken.
• Entwicklung völlig neuer antientzündlicher Wirkprinzipien
• Entwicklung neuer Fixkombinationen bestehend aus einem oder zwei Substanzen in einem Inhaler. Fixkombinationen spielen insbesondere zur vereinfachten Anwendung bei fortgeschrittener COPD eine große Rolle.

Die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Medikamente wird in den kommenden Jahren größer. Dadurch, dass fast jedes neue Medikament auch einen neuen Inhaler mit einem eigenen Präparatenamen bekommt, allerdings auch etwas verwirrender.

Dennoch macht die Entwicklung Mut und lässt hoffen, dass die COPD-Therapie in Zukunft noch effektiver eingesetzt werden kann.


Richtig husten - wie mache ich das?

Workshop
Dorothea Pfeiffer-Kascha, Wuppertal

Husten ist sowohl bei COPD wie auch bei Asthma eine häufige Begleiterscheinung und für die Betroffenen nicht nur unangenehm sondern oftmals sehr belastend.
Husten ist nicht nur ein Symptom bei Erkrankungen der oberen Atemwege und der Lunge, sondern auch ein wichtiger Schutzreflex, der uns vor dem Ersticken schützen soll.

Aus diesem Grund hustet man mit sehr hohen Geschwindigkeiten, die bei einem Hustenstoß bis zu 600 km/h betragen können. Dementsprechend entstehen beim Husten im Körper auch sehr hohe Drucke. Somit ist es nicht verwunderlich, dass Patienten, die an einem schweren Husten leiden, bei Hustenanfällen Schmerzen im Brustkorb bekommen oder bis zum Erbrechen husten.

Egal was der Auslöser für die Reizung der Hustenrezeptoren ist, das Gehirn gibt sofort den Hustenbefehl und man fängt ganz unwillkürlich an zu husten. Der Husten wird ausgeführt durch sich plötzlich zusammenziehende Bauch- und Rumpfmuskulatur.

Generell gilt bei einem Husten, denken Sie auch an die Hustenhygiene. Vermeiden Sie die Verteilung von Viren und Bakterien durch Husten in die Armbeuge oder in ein Taschentuch. Waschen Sie sich nach dem Husten, soweit möglich, die Hände.

Wichtig ist zu unterscheiden, ob es sich beim Husten um einen trockenen Reizhusten oder um einen produktiven Husten - also Husten bei dem Sekret nach oben befördert werden soll - handelt.

Einige Selbsthilfetechniken können helfen:
• Trinken (Wasser nicht zu kalt) / Bonbon
• Kleinere Atemzüge
• Lippenbremse (ausatmen durch leicht aufgeblähte Wangen und locker aufeinanderliegende Lippen) oder ausatmen durch einen Strohhalm - beide Techniken halten die Atemwege offen und sorgen dafür, dass Schleim nach oben kommt
• einseitige Nasenstenose - d.h. ein Nasenloch zuhalten/seitlich zudrücken

Bei einem produktiven Husten gilt, das Husten nur so lange hinaus zu zögern, bis man z.B. durch brodelnde Atemgeräusche spürt, dass das Sekret schon weit oben angekommen ist. Erst zu diesem Zeitpunkt sollte das Sekret abgehustet werden.

Um das Sekret, dass sich erst meist noch tief in der Lunge befindet, nach oben zu befördern, können Hilfsmittel wie zum Beispiel das oszillierende PEP-System oder das RC Cornet zur Unterstützung verwendet werden. Bei der Anwendung sollten mit einer Hand die Wangen zusammen gehalten werden, damit sich diese bei der Ausatmung nicht aufblähen. So können die Schwingungen, die durch das Gerät entstehen, besser nach unten in die Lunge gelangen und helfen, das Sekret zu lösen.

Übrigens, diese Hilfsmittel sind verschreibungsfähig, sprechen Sie mit Ihrem Arzt und Ihrer Krankenkasse. Die Zuzahlung beträgt dann € 7,- - .

Erst wenn beim Reizhusten die eingangs genannten Maßnahmen nicht helfen bzw. wenn das Sekret nach oben kommt, sollte gehustet werden und zwar mit einer druckmindernden Hustentechnik, die Hustenbremse genannt wird. Dabei wird eine Hand zu einer Faust geformt, wobei ein kleiner Tunnel offen bleibt. Der Fausttunnel wird vor die Lippen gepresst und mit aufgeblähten Wangen nur durch den Tunnel hindurch gehustet. Zu den Seiten sollte keine Luft entweichen. Dann ein Taschentuch in den Handteller legen, dicht an die Lippen drücken und hinein husten.

Wichtig: Haben Sie Geduld beim Erlernen der Hustentechniken. Husten ist ein Reflex und es dauert lange, bis man mit Techniken den Reflex überwinden kann.


Atemtherapie und Bewegungsübungen zum Mitmachen

Michael Frisch, Cheftherapeutin der Espan Klinik, Bad Dürrheim

Die Therapie mit der Atmung und für die Atmung kann sowohl zur Krankheitsvorbeugung als auch zur Krankheitsbehandlung eingesetzt werden.

Ein wesentlicher Bestandteil der Atemtherapie ist neben dem Erlernen der wichtigsten Selbsthilfetechniken Lippenbremse, Bauchatmung und atemerleichternden Stellungen die Bewusstmachung und Wahrnehmung der Atmung. Dadurch können schlechte Gewohnheiten bewusst gemacht und geändert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt der Atemgymnastik ist das Lösen von Sekret. Im Bereich der Bronchien kann dies durch Übungen zur Brustkorbmobilisation, mit Dehn- und Drainagelagerungen oder auch vertikalen Erschütterungen wie z.B. mit federn auf dem Trampolin oder leichten Federungen im Sitzen auf dem Pezziball erfolgen.

Zu dem Bewegungstraining zählen weiterhin Übungen:

• zur Thoraxbeweglichkeit
• zur effektiven Atmung
• zur Dehnung und Drainagelagerung
• zur Koordination
• zum Muskelaufbau

Einen besonderen Stellenwert nehmen zudem Entspannungstechniken ein, da sich auch negativer Stress auf die Atmung auswirkt. Entspannungstechniken können z.B. mit autogenem Training umgesetzt werden.

Auch das Erlernen des täglichen Heimprogramms spielt bei der Atem- und Bewegungstherapie eine große Rolle. Bereits mit einfachen, vorhandenen Materialien eines jeden Haushalts wie z.B. Kochtopf, Handtuch, Getränkeflaschen etc. können zu Hause vielfältige Übungen umgesetzt werden.


Harninkontinenz - ein bisher nicht beachtetes Problem bei COPD 

Vortrag: Harninkontinenz bei COPD - Studienergebnisse und praktische Tipps
Barbara Köhler, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften, Winterthur

Weder in Leitlinien, noch in Lehrbüchern wurde Harninkontinenz bisher thematisiert bzw. beachtet. Allerdings findet man Daten zur Mukoviszidose (cystische Fibrose), einer Erkrankung, die die Lunge schädigt, und Harninkontinenz. Begründet wird ein Zusammenhang bei Mukoviszidose mit der Erhöhung des Drucks im Bauchraum durch die Hustenintensität der Mukoviszidose-Patienten sowie durch die durchgeführte Hustentechnik in Beugestellung - eine Symptomatik, die bei COPD-Patienten gleichermaßen vorliegt.

Grund genug für Barbara Köhler von der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften eine Studie in Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und dem Westdeutschen Lungenzentrum, Ruhrlandklinik, Essen zu initiieren.
Die Fragestellung der Studie lautet: Führt der Druck im Bauchraum durch Husten bei Männern und Frauen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) zu mehr Harninkontinenz?

Was ist Harninkontinenz?

Harninkontinenz wird als „jeglicher unfreiwilliger Verlust von Harn“ bezeichnet. Etwa 8 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Harninkontinenz.
Harninkontinenz wird in drei Bereiche unterteilt:
• Belastungsinkontinenz - durch Druckerhöhung im Bauchraum wie z.B. Lachen, Husten, Niesen, Gehen oder Hüpfen
• Dranginkontinenz - zu starker Harndrang im Verhältnis zur entleerten Harnmenge und Verlust von Harn auf dem Weg zur Toilette
• Mischform aus Belastungs- und Dranginkontinenz

Bei Frauen liegt häufiger eine Belastungsinkontinenz aufgrund des breiteren Beckens und Folgen von Schwangerschaft und/oder Wechseljahren vor. Männer leiden am häufigsten unter einer Mischform von Drang- und Belastungsinkontinenz.

Häufige Ursache sind eine nicht ausreichend aktive Beckenbodenmuskulatur und ein nicht ausreichend kräftiger Schließmuskel der Blase.

Checkliste Harninkontinenz

Die nachfolgende Checkliste gibt Ihnen Hinweise, ob evtl. eine Harninkontinenz vorliegt. Wird eine Frage mit „ja“ beantwortet, sollten Sie einen Gynäkologen oder Urologen zur Abklärung aufsuchen:
• Lassen Sie tagsüber mehr als 7 Mal Wasser?
• Lassen Sie nachts mehr als 1 - 2 Mal Wasser?
• Verlieren Sie Harn während Sie schlafen?
• Ist Ihr Harndrang so stark, dass Sie sofort zur Toilette müssen?
• Verlieren sie Harn beim Lachen, Husten, Niesen oder Sport - insbesondere Lungensport?
• Ist Ihr Harnstrahl schwach, langsam oder verlängert?
• Haben Sie das Gefühl, dass Sie die Blase nicht vollständig entleeren?
• Müssen Sie pressen, um Harn zu lassen?
• Tragen Sie Vorlagen oder Binden wegen Harnverlust?
• Schränken Sie die Trinkmenge ein, um Harnverlust zu vermeiden?
• Haben Sie Schmerzen beim Wasserlassen?
• Haben Sie häufig Blaseninfektionen?
• Beeinträchtigt Harnverlust Ihr tägliches Leben wie Einkaufen, Ausgehen, Besuche u.ä.?

Ergebnisse der Studie

Erste Auswertungen der Studie zeigen folgende Resultate:

• 56 % - 85 %   korrekte Antworten Inkontinenz
• 14 % - 40 %   „kontinent“ obwohl Symptome angegeben
• 74 % - 77 %   kein Arztbesuch trotz Inkontinenz
• 50 % - 75 %   Beckenbodentraining nicht bekannt
•  1 % - 16 %   führen regelmäßig Beckenbodentraining durch

Eine hohe Zahl an COPD-Patienten ist inkontinent, ein ebenfalls relativ hoher Anteil von COPD-Patienten gibt Symptome für eine Inkontinenz an, ist sich dessen jedoch nicht bewusst und bezeichnet sich als kontinent.

Erschreckend ist der hohe Prozentsatz von Patienten, der weiß, dass er inkontinent ist und trotzdem deswegen nie bei einem Arzt war bzw. nie mit seinem behandelnden Arzt darüber gesprochen hat. Den meisten Patienten ist Beckenbodentraining nicht bekannt und nur ein sehr geringer Prozentsatz führt Beckenbodentraining durch.

Ca. 12 % der gesamt Bevölkerung in Deutschland ist inkontinent. COPD-Patienten, und zwar sowohl Männer wie auch Frauen, haben gemäß der Studie mit etwa 58 % eine erheblich höhere Prozentzahl als der gesamtdeutsche Durchschnitt, was dringend eine höhere Aufmerksamkeit dieser Begleiterkrankung notwendig macht.

Die Ergebnisse der Studie konnten zudem dokumentieren, dass bei COPD der erhöhte Druck im Bauchraum vermutlich die Ursache für die Inkontinenz ist; kein Zusammenhang konnte mit dem Raucherstatus, dem Body Mass Index, dem FEV1 oder dem GOLD-Stadium gefunden werden.

Inkontinenz ist behandelbar

Harninkontinenz ist für viele Patienten ein unangenehmes Thema, mit dem man sich eher zu arrangieren versucht, bevor man mit dem Arzt darüber spricht. Doch die wichtige Botschaft lautet: Inkontinenz ist behandelbar. Nutzen Sie die vorhandenen Möglichkeiten und sprechen Sie mit Ihrem Arzt.

Weitere Aktivitäten, die Sie unterstützen können:
• Langes Stehen, Heben und Tragen vermeiden
• Hustenstrategien einsetzen
   o  Hustendreh - vor dem Husten Oberkörper und Kopf nach einer Seite drehen
   o  Beckenbodenspannung vor dem Husten
• Nutzen Sie die Möglichkeiten der Beckenbodengymnastik - fragen Sie Ihren Physiotherapeuten - und haben Sie beim Training Geduld, es dauert eine Zeit, bis sich eine Wirkung einstellt.


Antibiotika nur bei Bakterien einsetzen!

Vortrag: Viren oder Bakterien: Antibiotika - notwendig ja... aber wann?
Professor Dr. Santiago Ewig, Thoraxzentrum Ruhrgebiet, Kliniken für Pneumologie und Infektiologie, Ev.  Krankenhaus Herne - Augusta-Krankenhaus-Anstalt Bochum

Antibiotika sind Substanzen, die nur Bakterien am Wachstum hindern bzw. abtöten und so dem Organismus helfen, mit einer Infektion selbst fertig zu werden.

In der Praxis werden Antibiotika allerdings zu häufig und ohne angemessene Indikation wie z.B. gegen Viren eingesetzt. Vergessen wird bei dem breiten Einsatz der Antibiotika oftmals die Gefahr der unerwünschten Nebenwirkungen (z.B. Durchfall, allergische Reaktionen, Blutbildveränderungen etc.) sowie möglicherweise entstehende Resistenzen gegen Bakterien.

Das größte allgemeine Problem eines übermäßigen Antibiotikagebrauchs besteht in der „Abnutzung“ des Antibiotikums. Leider ist es bereits heute schon Realität, dass viele Bakterien, gegen die früher noch Standard-Antibiotika eingesetzt werden konnten, heute mit speziellen Antibiotika behandelt werden müssen, da die meisten Antibiotika keine Wirkung mehr zeigen.

Antibiotika-Einsatz bei COPD

Typische Indikationen für Antibiotika bei Patienten mit COPD sind:
- akute Exazerbation (akute Verschlechterung) der COPD
- ambulant erworbene Pneumonie (Lungenentzündung)

Grundsätzlich gilt zu wissen: eine akute Exazerbation ist keine Pneumonie.

Indikationen für Antibiotika bei akuter Exazerbation:

- mehr Kurzatmigkeit
- mehr Auswurfmenge
- eitrige (purulente) Verfärbung des Auswurfs

Im Umkehrschluss bedeutet dies also keine Indikation für Antibiotika bei

- leichtgradiger COPD
- bei nicht bakteriell bedingten Exazerbationen (Viren!)
- bei mukoidem (schleimigem) / mukopurulentem (schleimig-eitrigem) Sputum
- falls Sputumkulturen angelegt und kein bakterieller Erreger nachweisbar ist

Von allen Maßnahmen bei akuter Exazerbation sind Antibiotika relativ am unwichtigsten.
Von allen Maßnahmen bei Pneumonie sind Antibiotika relativ am wichtigsten.
D.h. der Effekt von Antibiotika ist klein und bezieht sich auf eine etwas schnellere Symptombesserung in definierten Subgruppen!

Als Hilfestellung können folgende Grundregeln im Umgang mit Antibiotika bei akuter Exazerbation formuliert werden:

1. Bewusstsein für begrenzte Bedeutung der Antibiotika entwickeln
2. Indikationen beachten
3. Therapie möglichst kurz; Standard 5 Tage
4. Bei verzögerter Symptombesserung bringt eine einfache Verlängerung der Therapiedauer mit Antibiotika nur Nachteile
5. Bei Patienten mit mittelschwerer bis schwerer COPD immer Sputumkulturen und Therapie nach Ergebnis


Langzeit-Sauerstofftherapie eine der wirksamsten Therapiemöglichkeiten bei COPD

Vortrag: Korrekte und konsequente Durchführung der Langzeit-Sauerstofftherapie
Professor Dr. Susanne Lang, SRH Wald-Klinikum, Gera

Die Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT) ist eine der wenigen Behandlungsformen, die bei Patienten mit schwerer COPD und Sauerstoffmangel zu einer nachweisbaren Verlängerung des Lebens führen kann.

Folgende positive Auswirkungen gehen mit einer LOT einher:

• bessere körperliche Belastbarkeit
• bessere geistige Leistungsfähigkeit
• Entlastung des rechten Herzens

Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass positive Effekte nach 15 Stunden LOT täglich sichtbar werden. Die ersten Empfehlungen für eine LOT lagen daher bei 16 Stunden. Heute wird für eine LOT möglichst über 24 Stunden plädiert, da dies die beste Möglichkeit darstellt, den Körper zu entlasten. Insbesondere das Herz wird einer höheren Belastung ausgesetzt, wird die LOT nicht über 24 Stunden eingesetzt.

Trotz der positiven Effekte konnten Studien zeigen, dass die LOT in der Praxis immer noch viele Fehler und Defizite aufweist. So gibt es bereits bei der Verordnung der LOT ein Defizit von 85 %. Ebenso bei der korrekten Anwendung bestehen hohe Defizite.

Als Gründe für Anwendungsfehler werden benannt:

- zu schwer 26 %
- hilft nichts 11 %
- unbequem 20 %
- vergessen 6 %

Zudem spielt die Scham, ein Sauerstoffgerät in der Öffentlichkeit zu zeigen, eine große Rolle.
Einige Patienten fürchten auch eine mögliche Abhängigkeit vom Sauerstoff, wenn die LOT regelmäßig durchgeführt würde. Hier kann argumentiert werden, dass jeder Mensch, sobald er auf die Welt kommt und seinen ersten Atemzug tut, abhängig ist von Sauerstoff - denn Sauerstoff bedeutet Leben. Ohne ausreichend Sauerstoff können wir nicht leben.

Eine Behandlung mit Sauerstoff ist immer dann angeraten, wenn der arterielle Sauerstoffpartialdruck (PAO2) im Ruhezustand während einer stabilen Krankheitsphase von ca. vier Wochen mehrfach < 55 mmHg betrug. Bei COPD-Patienten kann bei PaO2-Werten zwischen 50 - 60 mmHg eine Sauerstofftherapie verschrieben werden, wenn eine Eindickung des Blutes (Polyglobulie) und/oder eine Belastung des rechten Herzens mit oder ohne Herzversagen vorliegt. Anhand von Blutgasanalysen beim Lungenfacharzt wird ermittelt, ob die entsprechenden Werte vorhanden sind.


Die Psyche - ein unterschätztes Begleitphänomen bei COPD

Vortrag: COPD: Auswirkungen auf Alltag, Psyche und Lebensqualität
Dr. Klaus Kenn, Schön Klinik Berchtesgadener Land

Bisher haben sich Studien in der Hauptsache lediglich mit dem Thema Depression bei COPD befasst. Doch dies erscheint aufgrund neuerer Untersuchungen zu kurz gefasst, Angst / Panik und sogenannte „end of life“-Ängste (Ängste, das Ende des Lebens betreffend) belasten COPD-Patienten viel gravierender.

Um mehr über psychische Belastungen bei COPD-Patienten zu erfahren, wurde in Zusammenarbeit mit der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und der Universität Marburg eine Umfrage durchgeführt, an der bisher 1.500 Patienten teilgenommen haben. Insgesamt 152 Fragen beinhaltet der Fragenkatalog, so dass sich die Teilnehmer mit einer großen Vielfalt von Fragen befassen mussten. Durch die Umfrage liegt inzwischen die wahrscheinlich weltweit größte Datenlage zur COPD und Psyche vor.

Einige Eckdaten der Umfrageteilnehmer:

• 57 % sind Rentner
• die meisten haben eine COPD IV
• 75 % sind Ex-Raucher
• 53 % haben Alltagsbeeinträchtigungen und Beeinträchtigungen in der Lebensqualität

Fast 50 % der Teilnehmer formulierten das Vorhandensein von psychischen Begleiterscheinungen wie:

1. Angst vor Atemnot
2. Angst vor körperlicher Aktivität
3. Progredienzangst (Angst vor einem Fortschreiten der Erkrankung)

Trotz Ängsten hinsichtlich der Entwicklung der Erkrankung wünschen sich Patienten mehr Information und Aufklärung, besonders wichtig sind dabei Informationen zur Diagnose und zum Krankheitsverlauf, zur Behandlung, Exazerbationen, der Prognose (Verlauf der Erkrankung) und zur Frage „Wie sieht mein Sterben aus?“.

Bei der Frage, wovor haben Sie am meisten Angst, wurden zwei das Sterben betreffende Antworten gegeben:
- qualvoll zu ersticken
- starke Schmerzen zu haben

Beide Ängste haben medizinisch gesehen relativ wenig Notwendigkeit, sie könnten in einem klärenden Gespräch mit dem Arzt beseitigt werden.

Doch warum der nicht befragt wird, gibt die Umfrage selbst eine Antwort:
60 % der Befragten würden bei Ängsten diese mit Angehörigen oder Freuden besprechen.
Nur wenige würden den Arzt einbeziehen.

Ein weiterer überraschender Aspekt konnte bei der Umfrage deutlich aufgezeigt werden. Hinsichtlich der Ängste spielt es keine Rolle, ob sich Patienten im Anfangsstadium oder im fortgeschrittenen Stadium befinden. Eine Abhängigkeit der Ängste vom Schweregrad besteht nicht. Wird die Diagnose gestellt, setzt dies sofort psychische Faktoren frei.

Trotz der Häufigkeit psychischer Probleme werden diese im Alltag erstaunlich selten zwischen Ärzten und COPD-Patienten kommuniziert. Im Rahmen anderer Studien gibt es sogar Ergebnisse, bei denen kein Patient je mit den behandelnden Ärzten über seine Ängste gesprochen hat. Zudem fühlten sie sich deutlich zu wenig über ihre Erkrankung aufgeklärt.

Der wichtigste Schritt ist, über Ängste und Depressionen zu reden. Alleine das Ansprechen dieser Themen kann enorm entlastend sein.

Positive Ergebnisse konnten durch die Teilnahme an einer Rehabilitation verzeichnet werden. Durch eine umfassende pneumologische Rehabilitation konnten selbst ohne psychotherapeutische oder medikamentöse Maßnahmen Angst und Depression reduziert werden.


Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Faktor für die Prognose von COPD-Patienten

Vortrag: Effekte von körperlichem Training auf Dyspnoe und Lebensqualität bei COPD
Professor Dr. Heinrich Worth, Medizinische Klinik I am Klinikum Fürth

Atemnot unter Belastung ist das Hauptmerkmal der Erkrankung COPD. Diese Symptomatik führt leicht zu einer Vermeidung von Belastung - alleine aus Angst vor zunehmender Atemnot.

Wird jedoch jegliche Belastung vermieden, geht dies mit der Beeinträchtigung der Leistung von Muskulatur und Kreislauf einher. Die persönliche Kondition nimmt kontinuierlich immer mehr ab. Problematisch wird es, wenn sich der Patient nur noch zwischen Bett, Badezimmer und Fernsehsessel bewegt. Diese Abwärtsspirale muss unbedingt vermieden werden, denn sie trägt zu einer schlechteren Prognose der COPD bei.

Bewegungstherapie dagegen ist der stärkste Faktor für eine verbesserte Prognose der COPD. Je aktiver der Patient ist, umso besser ist die Prognose des Patienten.

Zu den gesicherten Effekten von körperlichem Training zählen:

• Linderung der Beschwerden - insbesondere der Atemnot
• bessere Belastbarkeit
• Steigerung der Lebensqualität
• Abnahme von Krankenhausaufenthalten
• wahrscheinlich auch eine Verbesserung der Lebenserwartung

Bei COPD Patienten im Anfangsstadium eignet sich optimal eine Teilnahme am Lungensport in einer der etwa 850 bundesweiten Lungensportgruppen. Bei schwerer erkrankten Patienten kann in einer stationären oder ambulanten Rehabilitation mit einem Trainingsaufbau begonnen werden.

Übrigens:
Krafttraining ist für die Lunge einfacher als Ausdauertraining - auch wenn Krafttraining häufig unbeliebt ist.
Bei Patienten mit schwerer COPD eignet sich Intervalltraining.
Das Vorurteil, Patienten seien zu alt um zu trainieren, ist für jedes Alter falsch.


Lungenvolumenreduktion eine Option bei Lungenemphysem

Vortrag: Bronchoskopische Lungenvolumenreduktionsverfahren, was ist heutzutage möglich? Wer kommt in Betracht?
Professor Dr. Lutz Freitag, Ruhrlandklinik, Universitätsklinikum Essen

Unter einem Lungenemphysem versteht man eine chronisch fortschreitende Lungenerkrankung, bei der die Lungenbläschen am äußersten Ende der Bronchiolen irreversibel erweitert und zerstört werden. Die Bezeichnung Lungenemphysem bedeutet Überblähung der Lunge. Die Überblähung entsteht, wenn die Trennwände der Lungenbläschen, die dem Gasaustausch dienen, zerstört werden. Aus den kleinen Lungenbläschen werden große Blasen, in denen sich die Atemluft staut und es kommt zur Atemnot, obwohl die Lunge mit Luft gefüllt ist.

Verfahren zur Lungenvolumenreduktion

Chirurgisch

Ein Behandlungsansatz des Lungenemphysems besteht in der chirurgischen Entfernung eines Teils der Lunge. Hiervon profitieren jedoch nur Patienten, bei denen die Lungenoberlappen betroffen sind.

Endoskopisch

Durch endoskopische Verfahren, d.h. Verfahren die in Zusammenhang mit einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung) besteht die Möglichkeit, ohne chirurgischen Eingriff, also ohne Entfernung von Lungengewebe, betroffene Areale der Lunge zu verkleinern oder stillzulegen.

Zu diesen Verfahren zählen:

• Ventile
• Spiralen (Coils)
• Polymerschaum (Verkleben)
• Thermoablation (Dampf)

Voraussetzungen für die Anwendung dieser Verfahren sind:

• Nichtraucher seit mindestens 3 Monaten
• alle medikamentösen Therapien müssen ausgeschöpft sein
• Rehabilitation innerhalb der letzten zwei Jahre
• intensives Trainingsprogramm (Lungensport)
• das Gesamtgasvolumen der Lunge sollte größer sein als 125 % der Norm
• das Residualvolumen (Restgasmenge nach maximaler Ausatmung) sollte kleiner als 45 % aber nicht geringer als 15 % der Norm sein
• kein vorliegender akuter Infekt
• keine Lungenentzündungen oder Bronchitis mit eitrigem Auswurf mehr als 2 x pro Jahr
• keine Erkrankung des Herzens
• DLCO-Wert (Diffusionskapazität) nicht weit unter 20 %

Bei einer 6-Minuten-Gehstrecke von mindestens 150 Metern werden die besten Ergebnisse erzielt, Patienten die deutlich mehr als 350 Meter bewältigen können, profitieren nicht spürbar von einer Lungenvolumenreduktion.

Positive Ergebnisse werden mit Ventilen bei etwa 27 - 28 % der Patienten erzielt. Bei den weiteren Verfahren sind es etwa 25 %.
Komplikationen wie z.B. ein Pneumothorax treten bei bis zu 15 % der Patienten auf.
Die endoskopischen Verfahren zur Lungenvolumenreduktion sind noch neu und haben noch keine Standards.

Die Auswahl, welches Verfahren für welchen Patienten geeignet ist, erfordert Erfahrung. Eine Entscheidung sollte innerhalb einer Emphysemkonferenz aller beteiligten Ärzte getroffen werden, da diese sehr komplex ist. Die Voruntersuchung wie auch die Durchführung sollte in entsprechend qualifizierten Lungenzentren durchgeführt werden.


Reflektorische Atemtherapie (RAT)

Vortrag: Reflektorische Atemtherapie - Warum und bei wem wird sie eingesetzt?
Margarethe Rys, Lehrtherapeutin Verein für Reflektorische Atemtherapie e.V.

Der Begriff reflektorisch kommt von Reflex - d.h. durch einen Reflex bedingt. Atmung ist somit reflektorisch, da es sich hier um einen natürlichen Reflex handelt.

Die Reflektorische Atemtherapie (abgekürzt RAT) stimuliert den natürlichen Reflex der Atmung.

RAT wurde in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts von dem niedergelassenen Arzt Dr. Johannes Ludwig Schmitt entwickelt und 1963 von Liselotte Brüne weiterentwickelt.

RAT hat eine ganzheitliche Betrachtungsweise, d.h. der Mensch wird als eine Einheit von Körper und Seele betrachtet und mit dieser Erkenntnis wird auch die Atemtherapie umgesetzt.
Bei allen Erkrankungen des Körpers und des seelischen Befindens ist immer auch die Atmung betroffen

Behandlungsmaßnahmen:

RAT setzt sich aus drei Behandlungsmaßnahmen zusammen:

• Wärmebehandlung mit heißen Kompressen / heißer Rolle wodurch ein Atemreiz gesetzt wird, der sich auch auf die Atembewegung auswirkt
• manuelle Techniken - d.h. Techniken, die mit der Hand ausgeführt werden - von Streichungen bis zu Schmerzreizen. Hier steht eine Vielzahl von Grifftechniken zur Verfügung.
• Atemgymnastik oder therapeutische Körperstellungen (die auch als häusliches Trainingsprogramm durchgeführt werden können). Bei den aus dem Yoga stammenden Stellungen oder Übungen geht es um reflektorische Nachatmung. Sie fördern den komplexen Atemablauf, die Ausdauer und das Gleichgewicht.

Das wichtigste und erste Ziel der Rat ist die Funktion des Zwerchfells zu unterstützen und anzuregen, um so die Atembewegungen zu stimulieren.
Darüber hinaus wird die gesamte Atempumpe mit Muskulatur, knöchernen Strukturen, Brustkorb und Nervensystem mobilisiert, aktiviert und weitestgehend reguliert.

Auch wird Einfluss genommen auf die Regulation des Herz- /Kreislaufsystems, des vegetativen Nervensystems, des Immunsystems, der Gelenkstrukturen und des Organsystems.

Es ist empfehlenswert die Reflektorische Atemtherapie in Kombination mit anderen Therapiemöglichkeiten durchzuführen.

In der Regel wird die Reflektorische Atemtherapie einmal pro Woche oder alle zwei Wochen über 1 Stunde angewendet. RAT ist verordnungsfähig.

Nachspann

Im Rahmen der anschließenden Diskussion unter Leitung von Professor Dr. Helmut Teschler und Professor Dr. Lutz Freitag wurde eine Vielzahl von individuellen spezifischen Fragen gestellt, die von den Moderatoren zufriedenstellend beantwortet wurden.

Symposium-Lunge ...keine Fragen blieben offen

Stuttgart, 13. Oktober 2013. Noch bin ich ein bisschen geschafft, von der langen Fahrt nach Hattingen zum Symposium Lunge. Doch irgendwie auch aufgekratzt und ja, vielleicht könnte man es als hoffnungsfroh bezeichnen.

Als mir mein Arzt vor einem halben Jahr die Diagnose COPD mitgeteilt hat, bin ich erst einmal in ein tiefes Loch gefallen. Auch wenn ich erst COPD im Stadium II bzw. B und bis auf meinen Husten und Auswurf, nur Atemnot unter Belastung habe, so besteht trotzdem große Angst vor der Zukunft. Mein Arzt hat mir einige Informationen mit auf den Weg gegeben und mich  medikamentös eingestellt. Doch viele Fragen blieben offen. Das Internet und die Aufnahme in die Mailingliste der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland waren ein guter nächster Schritt, obwohl ich mich gerne persönlich austauschen würde. Doch in Stuttgart existiert keine Selbsthilfegruppe und niemand aus der Familie oder dem Freundeskreis kennt sich mit der Erkrankung aus.

Die Erwartungen an Hattingen waren gemischt. Ist es dort möglich in Ruhe mit anderen über die Erkrankung zu sprechen? Können die Referenten ihre Vorträge so formulieren, dass ich tatsächlich für mich umsetzbare Informationen mit nach Hause nehmen kann? Und bekomme ich bei der Industrieausstellung einen Überblick oder geht es mehr um Verkaufsgespräche?

Heute, einen Tag nach dem Symposium, kann ich sagen, dass kaum eine Frage offen geblieben ist. Und bei den Fragen, die ich nicht gleich klären konnte, weiß ich nun, wen ich hierzu im Nachgang ansprechen kann.

Dank der Unterstützung der Selbsthilfegruppen vor Ort konnte ich den Leiter der von Stuttgart nächstgelegenen Selbsthilfegruppe persönlich kennen lernen. Wir werden uns bald einmal in Stuttgart treffen und vielleicht sogar zusammen eine Selbsthilfegruppe gründen.

Besonders haben mir die Vielfalt der Vorträge gefallen und das Bemühen der Referenten, patientengerecht zu formulieren und alle anstehenden Fragen zu beantworten.

Einige Ängste konnten mir dadurch genommen werden z.B. hinsichtlich der Langzeit-Sauerstofftherapie.

Inzwischen habe ich wieder das Gefühl eine Perspektive zu haben, mich nicht mehr ausgeliefert zu fühlen - auch wenn ich viele andere Betroffene mit höheren Schweregraden und größeren Krankheitsbelastungen kennen gelernt habe.

Es ist gut, informiert zu sein, zu wissen, was man selbst tun kann ...und zu lernen, mit der Erkrankung zu leben

 Fazit:

"Mit dem jährlich stattfindenden Symposium Lunge bieten wir Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit sich kostenlos, umfassend und aktuell von Fachleuten informieren zu lassen. Früherkennung und schnelles Handeln sind entscheidende Faktoren, die das weitere Voranschreiten einer COPD beeinflussen können. Zudem ist es unser Ziel dazu beizutragen, dass die COPD in der Öffentlichkeit eine breitere Wahrnehmung erfährt. Entscheidend ist, dass der Betroffene sich mit seiner Erkrankung auseinandersetzt, sich umfassend informiert, die Erkrankung akzeptiert und lernt −MIT− ihr zu leben.

"Das Leben endet nicht mit der Diagnose COPD-Lungenemphysem,es beginnt neu - nur auf eine andere Art und Weise als bisher“ so Jens Lingemann.


Hin­weis:
Eine kom­plet­te Aufzeichnung des 6. Sym­po­sium Lunge und der Vorträge erhalten Sie hier
Die Fotore­portage zur Ver­anstal­tung kön­nen Sie hier anschauen.


Sabine Habicht und Jens Lingemann
Hattingen, 16. Oktober 2013

© COPD-Deutschland e.V.
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Veranstalter:

copd deutschland
COPD - Deutschland e.V.

Mitveranstalter:

patientenorganisation
Patientenorganisation Lungenemphysem - COPD Deutschland

Mitveranstalter:

patientenliga 2
Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

Veranstalter:

copd deutschland
COPD - Deutschland e.V.

Mitveranstalter:

patientenorganisation
Patientenorganisation Lungenemphysem - COPD Deutschland

Mitveranstalter:

patientenliga 1
Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

5. Symposium-Lunge in Hattingen

Kompaktes Wissen:  Erfahrungsaustausch und Arzt-Patienten-Dialog zur chronisch einengenden Bronchitis (COPD) und zum Lungenemphysem

Am 09. Juni 2012 fand das bereits 5. Symposium Lunge in Hattingen, Ruhr (NRW) statt. Veranstalter des Symposiums war der COPD-Deutschland e.V.. Mitveranstalter war die Patientenorganisationen Lungenemphysem-COPD Deutschland und Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V..

Initiator und Organisator des Symposiums ist Jens Lingemann, der ebenfalls Gründer und Koordinator der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland sowie Vorsitzender des COPD-Deutschland e.V. ist.

Das Symposium Lunge ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung und gilt nicht nur bei Patienten und ihren Angehörigen als die herausragende Informationsveranstaltung für COPD / Lungenemphysem in Deutschland, sondern wird ebenso von den führenden Lungenfachärzten als die wichtigste Plattform gesehen, um mit Patienten in einen direkten Dialog zu treten, würdigte Professor Dr. Heinrich Worth, Fürth, amtierender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie e.V., während seines Vortrages.

Die Teilnehmerzahl ist in den vergangenen Jahren stetig angestiegen. In diesem Jahr konnten knapp 2.000 Gäste begrüßt werden.

„Ich war das erste Mal in Hattingen und bin begeistert. Gleich am Eingang wurde man herzlich in Empfang genommen, alles war perfekt organisiert.“ − „Der Tag war lang, doch ich habe jeden Vortrag mitgenommen, wollte keinen verpassen. Die absolut patienten-verständlichen Beiträge haben mich richtig am Stuhl kleben lassen.“ − „Nächstes Mal werde ich nicht alleine kommen, die Information zum Symposium werde ich weitertragen.“ − „Ich bin mit vielen Fragen gekommen und konnte alle ansprechen und diskutieren. Mehr Information ist nicht möglich.“ − so einige Stimmen der Teilnehmer.

Nach wie vor wird vor allem die Erkrankung COPD von der öffentlichkeit nur unzureichend wahrgenommen. Nach einer aktuellen Umfrage wissen 86 Prozent der Bevölkerung nicht, was COPD bedeutet. Obwohl die COPD mit mehr als 6 Millionen Betroffenen alleine in Deutschland zu einer der häufigsten Volkskrankheiten zählt.

LufuMobil

Erstmals war auch das LufuMobil in Hattingen, so dass die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, während des Symposiums einen kostenlosen Lungen-Check in Anspruch zu nehmen. Die gemeinnützige GmbH Ethos und ihre Kooperationspartner (Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., Deutsche Atemwegsliga e.V. und die Deutsche Lungenstiftung) haben das LufuMobil ins Leben gerufen. Das LufuMobil bietet zwei Messplätze und wird von erfahrenen Lungenfunktionsassistentinnen betreut.
Atemwegserkrankungen bleiben oftmals unbemerkt. Meist wird erst im fortgeschrittenen Stadium die Diagnose gestellt. Das LufuMobil möchte durch den kostenlosen Check mehr Aufmerksamkeit auf mögliche Atemwegserkrankungen lenken.

Zahlreiche Mess- und Servicestationen im Rahmen des Symposiums

Im Rahmen des Symposiums haben eine Vielzahl von Unternehmen und Kliniken Serviceleistungen und Messungen angeboten. Hierzu zählten:

  • Messungen der Sauerstoffsättigung mittels Pulsoximeter
  • Blutdruckmessung
  • Ermittlung der Lungenfunktionsparameter FEV1 und FEV6
  • Blutzuckerspiegel Bestimmung
  • Spirometrie mittels Handspirometer
  • Kleine Lungenfunktionsprüfung
  • CO Messung in der Ausatemluft
  • Kostenlose Befüllung der Flüssigsauerstoff Mobilgeräte
Industrieausstellung

Die Industrieausstellung war ein weiteres wichtiges Element des Symposiums Lunge. Hier konnten sich die Teilnehmer über aktuelle Neuigkeiten informieren und im persönlichen Gespräch Fragen stellen und diese klären.
Das Spektrum der Aussteller war breit vertreten

  • Unternehmen rund um die sichere, dauerhafte Versorgung mit Sauerstoff
  • Unternehmen, die sich mit der Nicht-invasiven Beatmung befasssen
  • Hilfsmittelgeräte Hersteller
  • Rehabilitations-Kliniken
  • Pharmaunternehmen
  • Ambulantes Lungenzentrum
  • Patientenorganisationen
  • Deutsche Lungenstiftung e.V.
  • Bundesverband der Organtransplantierten e.V
Veröffentlichungen

Interessierte können die Kongresszeitschrift zum Symposium Lunge mit ausführlichen Zusammenfassungen zu allen Vorträgen über das Internet downloaden. Auch in diesem Jahr wurde die komplette Veranstaltung von einem professionellen Filmteam mitgeschnitten.

Danksagung
Besonderen Dank möchten wir an dieser Stelle insbesondere den Referenten des Symposiums Lunge aussprechen.
Auch den Ausstellern, Besuchern und allen ehrenamtlichen Helfern möchten wir Danke sagen − jeder trägt mit seiner individuellen Beteiligung zum Gelingen des Symposiums Lunge bei.

Themenschwerpunkte und Inhalte des 5. Symposium Lunge

Rechtzeitiges Erkennen und Handeln im Fokus Die Themenschwerpunkte des diesjährigen Symposiums standen unter dem Motto „Vorbeugung, Diagnostik und Therapie - Atemwegserkrankungen frühzeitig erkennen und erfolgreich behandeln“. Auch in diesem Jahr leitete Professor Dr. Helmut Teschler, Ärztlicher Direktor des Westdeutschen Lungenzentrums, der Ruhrlandklinik Essen durch den wissenschaftlichen Teil des Symposiums und begrüßte die Teilnehmer.


COPD und Asthma unterscheiden sich völlig − trotz gleicher Symptomatik

Vortrag: COPD − Lungenemphysem − Asthma: Definition und Abgrenzung
Professor Dr. Helmut Teschler, Essen

COPD und Asthma sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Erkrankungen, auch wenn ähnliche Symptome, wie z.B. Luftnot, vorhanden sind. Mischbilder von Asthma und COPD kommen zwar vor, jedoch nur in etwa 15 Prozent aller Fälle.
COPD und Asthma unterscheiden sich sowohl in ihren Ursachen, ihrem Verlauf, wie auch in ihrer Prognose. Somit sind auch die notwendigen therapeutischen Maßnahmen unterschiedlich. Acht Merkmale erleichtern die Unterscheidung von Asthma und COPD:

Alter bei der Erstdiagnose

bei COPD meist ab dem 6. Lebensjahrzehnt − oftmals bereits ab dem 4. Lebensjahrzehnt − nie bei Kindern und Jugendlichen
bei Asthma meist bereits im Kindes- oder Jugendalter − kann jedoch erstmals auch im Erwachsenenalter auftreten

Tabakrauch

bei COPD überwiegend Raucher
bei Asthma kein ursächlicher Zusammenhang

Atemnot

bei COPD bei Belastung
bei Asthma anfallartig auftretend

Allergie

bei COPD selten
bei Asthma häufig

Normalisierung der verengten Atemwege (Reversibilität der Obstruktion)

bei COPD nie voll umkehrbar (irreversibel)
bei Asthma gut umkehrbar (reversibel)

Verengung der Atemwege

bei COPD lang anhaltend - verschlechternd
bei Asthma variabel, kann in Schüben auftreten

Übermäßige Empfindlichkeit der Bronchien (Hyperreagibilität)

bei COPD möglich
bei Asthma ein typisches Symptom (regelhaft vorhanden)

Ansprechen auf Cortison

bei COPD gelegentlich
bei Asthma immer vorhanden (regelhaft vorhanden)

Bei einem Lungenemphysem sind die Lungenbläschen (Alveolen), an denen der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid stattfindet, teilweise zerstört und überdehnt, so dass ihre innere Oberfläche verkleinert ist. Die Folge davon ist eine erschwerte Ausatmung, da die kleinen Bronchien, welche in die Lungenbläschen münden, in sich zusammenfallen.

Weiterhin kommt es bei einem Lungenemphysem zu einer zunehmenden Überblähung der Lunge die bei Belastung zunimmt.
COPD und Lungenemphysem treten in vielen Fällen − aufgrund der gemeinsamen Ursache − parallel auf. Denken Sie insbesondere bei einem „reinen“ Lungenemphysem an einen möglichen Alpha-1-Antitrypsinmangel − eine erbliche Stoffwechselerkrankung - als Ursache.

Mittels des sogenannten Alpha-Kits kann schnell und einfach getestet werden, ob ein Alpha-1-Mangel vorliegt. Weit über 1.000 Patienten wurden bereits über das Alpha-1-Register an der Universität Marburg diagnostiziert.


Häufige Exazerbationen verschlechtern die Langzeitprognose bei COPD

Vortrag: Akute Exazerbation der COPD − wie erkennen, wie behandeln?
Prof. Dr. Santiago Ewig, Chefarzt Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne Castrop-Rauxel gGmbH, Augusta-Krankenanstalt gGmbH

Eine akute Exazerbation ist eine plötzliche Verschlechterung mit Zunahme von Symptomen, die eine Änderung der Behandlung erforderlich macht.
Die Ursachen einer akuten Exazerbation können vielfältig sein, z.B. Infektionen der tiefen Atemwege, Luftverunreinigung (Smog) oder atemdepressive Medikamente. Am häufigsten liegt jedoch eine virale Infektion ursächlich zugrunde, doch auch bakterielle Infektionen können eine Rolle spielen.

Bei COPD-Patienten kommt es häufig vor, dass die Bronchien mit Bakterien besiedelt sind, was eine schwelende chronische Infektion darstellt und Exazerbationen begünstigen kann. Eine Exazerbation ist keine Lungenentzündung. Eine klare Abgrenzung muss daher diagnostisch erfolgen.

Die Bedeutung der Exazerbationen für den Betroffenen:

Leichte Exazerbation − mit akuter Symptomatik
Schwere Exazerbation − mit ggfs. vital bedrohlichen Symptomen

Häufig wiederholte Exazerbationen − gehen mit einer verschlechternden Langzeitprognose der COPD einher. Eine Behandlung einer Exazerbation im Krankenhaus ist erforderlich bei Luftnot (Hypoxämie/Hyperkapnie), instabilen Begleiterkrankungen, Bewusstseinstrübung (Hyperkapnie) und ggfs. einem unzureichenden Ansprechen auf eine erste Therapie. An erster Stelle der Therapiemaßnahmen steht die Sicherstellung einer ausreichenden Atmung bzw. Sauerstoffgabe. Weiterhin werden Kortison (nicht länger als 14 Tage!) und bronchialerweiternde Medikamente verabreicht.
Erst an letzter Stelle steht eine mögliche Gabe von Antibiotika. Da 75 − 80 Prozent der Infekte durch Viren verursacht werden, profitiert nur eine Minderheit der Patienten von Antibiotika. Patienten mit häufigen wiederholten Exazerbationen (>= 2/Jahr) müssen genauer untersucht werden.
Ggfs. ist eine zusätzliche Prophylaxe erforderlich (z.B. mit Azithromycin, inhalativen Antibiotika, Antibiotikazyklen).


Lifestyle-Droge Rauchen − Hauptursache für COPD/Lungenemphysem

Vortrag: Tabakrauch als Hauptursache der COPD und des Lungenemphysems − Welche Möglichkeiten zur Tabakentwöhnung stehen aktuell zur Verfügung?
Dr. Justus de Zeeuw, Chefarzt der Medizinischen Klinik I, Petrus −Krankenhaus Wuppertal

Nach wie vor ist zu wenig bekannt, dass Nikotin das stärkste Suchtpotential im Vergleich zu anderen Drogen besitzt. Einer aktuellen Untersuchung zufolge hat Nikotin 32 Prozent Suchtentwicklung nach dem ersten Ausprobieren, bei Heroin liegt dies bei 23 Prozent, bei Kokain 17 Prozent, bei Alkohol 15 Prozent und bei Cannabis sind es 9 Prozent.

Jahrzehntelang wurde Rauchen als eine besondere Form des Lebensstils, in Verbindung mit Freiheit und Genuss durch die Tabakindustrie erfolgreich propagiert. Rauchen aufhören könne man jederzeit, man müsse dies nur wollen, wurde suggeriert. Inzwischen ausreichend nachgewiesen sind die gesundheitsschädlichen Effekte durch das Rauchen.

Bei COPD / Lungenemphysem ist Rauchen die eindeutige Hauptursache.

Ebenfalls erwiesen ist, dass der Wille alleine in der Regel nicht ausreicht, um mit dem Rauchen aufzuhören. Nur 3 − 5 Prozent der Raucher schaffen einen „kalten“ Entzug ohne Hilfsmittel.

Dagegen möchten jedoch gemäß einer Studie aus dem Jahr 2009 59 Prozent der Raucher aufhören. Was hilft also wirklich, rauchfrei zu werden?
Die Hitliste der Möglichkeiten, wie man es am besten schaffen kann führen eindeutig Berater/ Kurse / Entwöhnungsprogramme, die Maßnahmen zur Verhaltensänderung beinhalten, an. Ob man ein Kandidat für eine Raucher-Entwöhnungsmaßnahme mittels Medikamenten ist, kann jeder durch eine einfache Frage für sich selbst beantworten: „Wenn Sie abends schlafen gehen, stellen Sie dann sicher, dass für den nächsten Morgen genügend Zigaretten im Haus sind?“

Auf Platz zwei der Möglichkeiten stehen Nikotinersatztherapien wie Kaugummi, Pflaster, Inhaler, Nasenspray und ggfs. die Nikotinersatztherapie mit der medikamentösen Substanz Vareniclin in Kombination. Vareniclin mindert das Nikotin-Verlangen und die Entzugserscheinungen.
Es ist tatsächlich möglich, mit Hilfe von Nikotin rauchfrei zu werden, da das Verlangen nach einer Zigarette durch die Gabe von Nikotin ausgeglichen wird. Somit fällt es leichter, auf die Zigarette zu verzichten. Der Nikotinersatz selbst erzeugt keine Sucht. Zusammengefasst stellen die Verbindung von strukturierten Kursen und eine medikamentöse Unterstützung den Königsweg dar, um rauchfrei zu werden.

Wichtig ist, nehmen Sie sich Zeit! Nach 3 Monaten Rauchfreiheit hat man es in der Regel geschafft.


Therapeutische Ziele: Fortschreiten der Erkrankung verhindern und Lebensqualität verbessern

Vortrag: Neue und zukünftige medikamentöse Therapie bei COPD und Emphysem
Prof. Dr. Michael Pfeifer, Klinik Donaustauf, Zentrum für Pneumologie, Chefarzt Klinik für Pneumologie, Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg, Leiter Pneumologie Universitätsklinikum Regensburg
- der Vortrag wurde aus Krankheitsgründen in Vertretung von Prof. Dr. Helmut Teschler, Essen gehalten

Als Hauptziele einer medikamentösen Behandlung der COPD stehen folgende Punkte im Vordergrund: Reduktion der Exazerbationen, Reduktion der Atemnot, Verbesserung der körperlichen Leistung und Verbesserung der Lebensqualität. Erreicht werden können die genannten Ziele durch eine medikamentöse Erweiterung der Bronchien, die Minderung der Entzündung in den Bronchien, die Verhinderung von Infektionen im Allgemeinen - in Ergänzung durch nicht-medikamentöse Maßnahmen, d.h. durch Sport und Bewegung.

Bei der medikamentösen Therapie kann heute gesichert festgestellt werden:
Je früher die Behandlung mit bronchialerweiternden Medikamenten (Bronchodilatatoren) umso besser.
Je länger die Wirkung der Medikamente umso besser. In den kommenden Jahren sollen weitere Medikamente bzw. neue Kombinationen erforscht und zugelassen werden, die 24 Stunden wirken.

Eine wichtige Rolle in der Therapie der COPD spielt die Entzündungshemmung. Bisher stehen dafür inhalative Steroide zur Verfügung. Mit Roflumilast wurde ein erster Vertreter der neuen Substanzklasse PDE-4 Hemmer zugelassen.
Neue inhalative Steroide und PDE-4 Hemmer werden in den nächsten Jahren folgen. Für die empfohlene Pneumokokken-Impfung liegt ein neuer Impfstoff vor − Prevenar13TM. Ob die Wirksamkeit von Prevenar 13TM gegenüber dem bisherigen Impfstoff Pneumovax23TM verbessert ist, konnte derzeit noch nicht nachgewiesen werden.


Atemtherapie und medizinische Trainingstherapie bei COPD / Lungenemphysem

Vortrag: Atemtherapeutische Übungen − aktiv vorgeführt zum Mitmachen
Michaela Frisch, Cheftherapeutin der Espan Klinik, Bad Dürrheim

Zu den wichtigen Bausteinen der nicht-medikamentösen Therapie zählen die Atemtherapie und medikamentöse Trainingstherapie. Diese Maßnahmen werden zunächst in Zusammenarbeit mit einem Therapeuten erlernt (z.B. im Rahmen einer AHB- oder Rehabilitationsmaßnahme) und können später alleine, ohne Unterstützung durchgeführt werden.

Atemtherapie

Zur Atemtherapie zählen folgende Inhalte:
  • Bewusstmachung der Atmung
  • Erlernen der wichtigsten Selbsthilfetechniken (Lippenbremse, Bauchatmung)
  • Atemerleichternde Positionen (z.B. Kutschersitz, Torwartstellung, Schülersitz etc.)
  • Vermeidung schädigender Atemformen im Alltag mit entsprechenden Übungseinheiten
  • Sekretmobilisation und Hustentechniken
  • Nasenhygiene
  • Atmung und Entspannung
  • Übungen zur Reduzierung der Überblähung der Lunge und der Steigerung der Belüftung der Lunge sowie Übungen zur Steigerung der Beweglichkeit des Brustkorbs, der Wirbelsäule und der Schultergelenke

 Medizinische Trainingstherapie

Die medizinische Trainingstherapie ist ein dosiertes gezieltes Muskelaufbautraining an Geräten. Die Trainingsgeräte können zu Hause mit einfachen Mitteln ersetzt werden. Hierzu gehören z.B. ein Theraband oder auch alltägliche Gegenstände wie ein Handtuch, eine Wasserflasche oder ähnliches. Positive Effekte des Muskelaufbautrainings sind die Erhöhung des Lungenvolumens, die Verbesserung der Sauerstoffaufnahme und Stärkung des Immunsystems. Gleichzeitig dient das Training der Sturzprävention und Osteoporoseprophylaxe.


 Workshops:

COPD und mögliche Auswirkungen auf die Psyche des Betroffenen und seiner Angehörigen

Moderator − Dr. rer. pol. Helmut Berck, Ehrenvorsitzender der Patientenliga Atemwegserkrankungen
Referent − PD Dr. Matthias Michal, Oberarzt Universitätsmedizin Mainz, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie

Sowohl Patienten als auch Angehörige berichten von psychischen Beeinträchtigungen durch die Erkrankung COPD. Diese äußern sich zumeist durch das Gefühl isoliert zu sein, durch Ängste, unzureichende Kommunikation und psychosomatische Dysbalancen. Verschiedene prophylaktische Maßnahmen gegen depressive Auswirkungen wurden diskutiert:

  • Ursachenanalyse
  • Stärkung der psychischen Abwehrkräfte z.B. durch
    • Sport
    • soziale Gemeinschaft wie z.B. Selbsthilfegruppen
    • alles, was für ein gesundes Leben wichtig ist wie z.B. Ernährung, erfüllende Aktivitäten etc.
  • Patientenschulung
  • stationäre Rehabilitation

Als therapeutische Maßnahmen stehen bei einer psychosomatischen Auswirkung bzw. Depression sowohl eine Psychotherapie (im Einzel- und/oder Gruppengespräch) sowie eine medikamentöse Therapie zur Auswahl. Studien konnten belegen, dass es 80 Prozent der Patienten, die eine Psychotherapie wahrgenommen haben, nach dieser besser geht.
Erklärt werden kann dieses Ergebnis in der aktiven Ursachenanalyse und Einwirkung, wohingegen eine medikamentöse Therapie nicht die Ursache einer Depression verändern kann. Angehörige berichteten von sehr belastenden Situationen, aufgrund von Ängsten um den Betroffenen, wie auch von Situationen, bei denen der Patient einen persönlichen Zugang nicht mehr zulässt.
Hier können nur sehr individuelle Wege möglicherweise Lösungen herbeiführen. Ein empfehlenswerter Weg für Angehörige scheint darin zu bestehen, sich intensiv, ebenso wie der Betroffene selbst, mit der Erkrankung auseinander zu setzen, die therapeutischen Maßnahmen zu kennen, ebenso wie den Umgang mit Notsituationen etc.. So können Hilflosigkeit und Ängste gemeistert und die Erkrankungen aktiv gemeinsam bewältigt werden. Eine Publikation speziell zum Thema Angehörige ist in der Luftpost II/2009 erschienen und kann über das Internet abgerufen werden.


Kortison: Teufelszeug oder Wundermittel?

Prof. Dr. Adrian Gillissen, Klinikdirektor, Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin, Klinikum Kassel

Kortison bzw. die körpereigene Version, genannt Kortisol, ist ein lebenswichtiges Hormon, welches in der Nebennierenrinde des Menschen gebildet wird. Über Kortisol reagiert der Organismus auf Stress und mobilisiert Energiereserven.

Neben vielen weiteren Effekten steigert Kortisol die Anzahl der Blutplättchen im Blut, vermindert die Kollagenbildung in der Haut, wirkt Entzündungen entgegen, schwächt das Immunsystem und verhindert dadurch eine überschießende Immunreaktion des Organismus. Das chemisch hergestellte Glukokortikoid bzw. Kortison kann aufgrund der beschriebenen Effekte als Arzneimittel eingesetzt werden z.B. gegen Über- und Fehlreaktionen des Immunsystems, gegen Entzündungen und Schwellungen.

Es ist derzeit das stärkste entzündungshemmende Medikament auf dem Markt. Aber − Kortison kann keine Krankheiten heilen. Als Wundermittel könnte man Kortison bezeichnen, da es für eine Vielzahl von Erkrankungen wie z.B. Rheuma, Krebs, Niererkrankungen, Neurologische Erkrankungen, Asthma, COPD, Allergien, Vaskulitiden, Hauterkrankungen, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa hochwirksam eingesetzt werden kann. Beim Asthma verhindert die inhalative Anwendung kortisonhaltiger Sprays Anfälle.

Bei der COPD kann eine langfristige inhalative Kortisontherapie die Rate an akuten Verschlimmerungen (Exazerbationen) senken. Auf eine Langzeittherapie mit Kortison in Tablettenform sollte, wenn irgend möglich, allerdings verzichtet werden. Aufgrund einer Reihe von möglichen Nebenwirkungen wie z.B. Übergewicht, Diabetes, Osteoporose, Steigerung des Blutdrucks, Begünstigung von Infekten, dünner werdender Haut hat Kortison den Ruf eines Teufelszeugs. Die Nebenwirkungen sind jedoch abhängig von der Dosis, der Anwendungshäufigkeit, der Anwendungsform, wie auch von dem gewählten Kortisonpräparat. Es gilt somit eine individuell optimale Form der Kortisongabe für jeden Patienten zu ermitteln.

Das sollten Sie bei einer Kortisontherapie wissen und beachten:

  • Inhalative Therapie: regelmäßig Mund spülen oder danach Zähne putzen oder etwas essen
  • Hoch dosierte Therapie über kurzen Zeitraum (z.B. max. 14 Tage): keine Besonderheiten seitens des Betroffenen
  • Medizinische Aspekte einer Kortisontabletten-Dauertherapie
    • Indikation muss stimmen (z.B. bei COPD selten indiziert)
    • Regelmäßige Effektivitätskontrollen
    • Regelmäßige Kontrollen der Nebenwirkungen z.B. Blutzucker, Augenarzt, Gewicht
    • Vermeidung Gewichtszunahme (z.B. Diät, bei Wassereinlagerungen − Diuretikum)
    • Niemals Therapieabbruch ohne Arztkonsultation
  • Lebensstil:
    • Nicht von anderen negativ wegen Kortisontherapie beeinflussen lassen. Vertrauen Sie Ihrem Arzt und der richtigen Indikation!
    • Fit bleiben! Sport treiben (Lungensport), täglich ein Spaziergang
    • Einschränkung von Nikotin und Alkohol
    • Gesunde Ernährung (Vorsicht Heißhunger):
      • Weniger Salz/süße Speisen/Kalorien
      • Mehr Eiweiße/Kalzium/Kalium/Vitamine
  • Osteoporoseprophylaxe: Bewegung, Milchprodukte, ggfs. Kalzium/ Vitamin D (u.U. Bisphosphonate)

Anwendung der Langzeit-Sauerstofftherapie und der Nicht-invasiven Beatmung

Prof. Dr. Kurt Rasche, Direktor der Klinik für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, HELIOS Klinikum Wuppertal − Bergisches Lungenzentrum, Klinikum der privaten Universität Witten/Herdecke Langzeit-Sauerstofftherapie


Langzeit-Sauerstofftherapie

Unter der Langzeit-Sauerstofftherapie (LTOT) versteht man die dauerhafte Gabe von Sauerstoff über mindestens 16 Stunden − Therapieziel sollte die 24-stündige Sauerstoffgabe sein.

Bevor eine LTOT eingesetzt wird, müssen die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie der zugrundeliegenden Erkrankung ausgeschöpft worden sein. Auch muss sich der Patient in einer stabilen Phase seiner Erkrankung befinden.
Eine sichere Begründung für eine LTOT liegt dann vor, wenn der PaO2 (Sauerstoffpartialdruck im Blut) bei mehrfacher Messung unter einem Wert von 55 mmHg liegt.

In den verschiedenen Situationen (Ruhezustand, Belastung, Schlaf) muss eine Blutgasanalyse durchgeführt werden, anhand derer dann die individuell jeweils erforderliche Sauerstoffdosis, die sogenannte Sauerstoff-Flussrate festgelegt werden kann. Der therapeutische Nutzen einer LTOT ist eine Steigerung der Mobilität − Lebensqualität, Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit, wirksame Entlastung des (rechten) Herzens und letztendlich Lebensverlängerung.

Aber: dies gilt nur bei einer Anwendung von mindestens 16 Stunden pro Tag das Therapieziel sollte stets eine 24 Stundentherapie sein.

Leider benutzen nur 45 − 70 Prozent der Patienten Sauerstoff wie verordnet. Als Gründe hierfür werden benannt: das Gerät sei zu schwer, kein subjektiver Nutzen, Behandlung unpraktisch, Angst vor Gewöhnung, Reizung der Schleimhäute, Schamgefühl. Hier gilt es verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten, um eine höhere Therapietreue zu erzielen. Die vielfach von Patienten angenommene Sorge, man könne sich zu früh vom Sauerstoff abhängig machen und müsste daher die Sauerstofftherapie möglichst selten anwenden, ist unbegründet und falsch. Bestehen die Voraussetzungen für eine Sauerstofftherapie, so sollte man sie konsequent und mit der vom Arzt verordneten Flußrate anwenden.

Nicht-invasive Beatmung (NIV)

Durch die Entwicklung einer Fülle von Beatmungsgeräten, die auch außerhalb von Intensivstationen und sogar außerhalb des Krankenhauses betrieben werden können, hat die Zahl derjenigen Patienten mit beatmungspflichtiger Atmungsschwäche, die im außerklinischen Bereich im Sinne der häuslichen Beatmung beatmet werden, in den letzten zwei Jahrzehnten stetig zugenommen. Bei Vorliegen einer chronischen ventilatorischen Insuffizienz profitieren von der NIV im Hinblick auf Lebensqualitäts- und Prognoseverbesserung vor allem Patienten mit Atmungsstörungen, die nicht durch eine Lungen- oder Bronchialerkrankung bedingt sind.

Bei COPD sollten derzeit vor allem Patienten eine häusliche NIV-Beatmung erhalten, die Symptome der schweren Atmungsstörung mit Einschränkung der Lebensqualität zeigen und zusätzlich eine chronische Erhöhung des PaCO2 am Tage von mehr als 50 mmHG oder in der Nacht von mehr als 55 mmHG aufweisen. In Frage kommen auch Patienten mit nur leichtgradiger PaCO2-Erhöhung am Tage, aber übermäßigem Anstieg des CO2-Wertes im Schlaf. Auch sollten COPD-Patienten mit mindestens zwei schweren akuten Exazerbationen innerhalb eines Jahres, die mit einer CO2-Erhöhung einhergegangen sind sowie solche, direkt nach beatmungspflichtiger akut exazerbierter COPD, je nach klinischer Einschätzung, auf eine NIV eingestellt werden.

Schließlich stellen auch Patienten mit schweren nächtlichen Sauerstoffabfällen (SaO2) von weniger als 85 Prozent über 5 Min. , die mit LTOT nicht ausreichend behandelbar sind, durchaus eine Gruppe dar, bei der die Wirkung der NIV-Therapie überprüft werden sollte.


Endoskopische Lungenvolumenreduktion

Vortrag: Endoskopische Lungenvolumenreduktion − Welche neuen Möglichkeiten stehen derzeit zur Verfügung?
Prof. Dr. Jürgen Behr, Direktor der Medizinischen Klinik III für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH

Die Lungenvolumenreduktion ist ein ergänzendes therapeutisches Verfahren, das zunächst als chirurgisches Verfahren durchgeführt wurde. Bei einem chirurgischen Eingriff überlagerten allerdings die operativen Folgen und Komplikationen den Effekt des Eingriffs.
Mittels neueren endoskopischer Verfahren können diese Nebeneffekte nun reduziert werden. Wie bei der chirurgischen Lungenvolumenreduktion besteht das Wirkprinzip darin, überblähte Lungenteile zu veröden und dadurch Platz zu schaffen für die weniger stark geschädigten Lungenareale. Dies führt einerseits zu einer Verbesserung der ökonomie der Atemmuskulatur andererseits zu einer erhöhten elastischen Vorspannung der Lunge („face-lifting“ der Lunge) und damit zu einer verbesserten Atemphysiologie.


Fünf verschiedene endoskopische Lungenvolumenreduktionsverfahren werden derzeit angewendet:

  • Bei dem Ventilverfahren werden Ventile implantiert, welche die Luft aus den überblähten Lungenbereichen entweichen lassen und eine Luftzufuhr in diese Lungenareale verhindern.
  • Vaporisierung des Lungegewebes − durch heißen Wasserdampf wird Lungengewebe zerstört, was zur Narbenbildung führt
  • Hydrogelinstillation − Hydrogelschaum wird instilliert und führt zur Narbenbildung
  • Implantierbare Drahtspiralen − die Spiralen raffen durch ein Einrollen das umgebende Lungegewebe
  • Atemwegbypass − durch einen medikamentenfreisetzenden Stent wird eine zusätzliche öffnung in die Bronchialwand eingebracht, durch die gefangene Luft aus den überblähten Arealen austreten kann

Die endoskopische Lungenvolumenreduktion ist eine sinnvolle Erweiterung der Behandlungsverfahren für COPD-Patienten. Von entscheidender Bedeutung sind die Auswahl des Patienten, des zu ihm passenden Verfahrens und eine umfassende realistische Aufklärung über die möglichen Vorteile und eventuellen Nebenwirkungen. Derzeit liegen Studien über einen Zeitraum von 3 − 4 Jahren vor, weitere Studien mit Langzeiteffekten sind gefordert.


Herz/Kreislauf- und Atemwegs-/Lungenerkrankungen treten häufig gemeinsam auf

Vortrag: Unerwünschte Auswirkungen von Medikamenten auf die Lunge, was ist zu beachten?
Prof. Dr. Heinrich Worth, Chefarzt der Medizinischen Klinik I am Klinikum Fürth, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V., Vorsitzender der AG Lungensport in Deutschland e.V.

Herz/Kreislauf- und Atemwegs-/Lungenerkrankungen treten häufig gemeinsam auf. Schätzungen zufolge leiden etwa 20 Prozent der Menschen in Deutschland an Bluthochdruck und 5 − 10 Prozent sind von einer COPD betroffen.
Ursache für das gemeinsame Auftreten sind ähnliche Risikofaktoren wie zum Beispiel das Rauchen, Bewegungsmangel und entzündliche Veränderungen. Wichtig ist, auf unerwünschte Auswirkungen von Medikamenten zu achten.

 

Herz/Kreislauf-Medikamente Mögliche Auswirkung
   
ACE-Hemmer Husten
Betablocker Enge der Atemwege, Auslösung von Asthmaanfall
  Kein Einsatz bei Asthma bronchiale, auch bei Betablockern als Augentropfen
Amiodaron entzündliche Veränderungen in der Lunge − Atemnot
Acetylsalicylsäure Asthmaanfall
   
   
COPD-Medikamente Mögliche Auswirkung
   
Theophyllin lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle
Beta-2-Sympathomimetika schnellerer Herzschlag, Abfall des Kaliumspiegels

Rehabilitation − Zugangswege und Voraussetzungen

Prof. Dr. Susanne Lang, Chefärztin Medizinische Klinik II am SRH Waldklinikum Gera

Rehabilitation ist ein Teil der „Betreuungskette“ für Patienten.
Rehabilitation wird ambulant und stationär angeboten. Wobei die Rehabilitation im stationären Bereich dadurch definiert wird, dass neben den klassischen Therapiesäulen „Atemphysiotherapie − körperliches Training − Patientenschulung“ auch psychologische Betreuung, Ernährungsberatung, Inhalationen mit Kurmitteln wie z.B. Sole, Tabakentwöhnung, Sozial- und Berufsberatung, Hilfsmittelberatung und verschiedene Wasseranwendungen angeboten werden. Drei Möglichkeiten in der Rehabilitation bestehen − Reha vor Rente, Reha vor Pflege und die sogenannte Anschlussheilbehandlung nach einem Krankenhausaufenthalt.

Wichtig für eine erfolgreiche Antragstellung:

  1. Rehabilitationsbedürftigkeit klar aufzeigen − alltagsrelevante Fähigkeitsstörungen bzw. Beeinträchtigungen benennen − - Hauptbeschwerden - Beeinträchtigungen zur Teilhabe aufzeigen
  2. Rehabilitationsfähigkeit muss gegeben sein − Teilnahme an allen Anwendungen muss möglich sein
  3. Positive Rehabilitationsprognose muss gegeben sein- Erwartungen, dass sich der Zustand durch die Reha verbessert
  4. Formulierung eines realistischen Rehabilitationsziels

Wege zur Transplantation

Vortrag: Wege zur Transplantation und die medikamentöse Behandlung danach
Dr. Urte Sommerwerck, Ruhrlandklinik Westdeutsches Lungenzentrum, Essen, Pneumologie-Universitätsklinik

Die Lungentransplantation ist die letzte Therapieoption für Patienten mit chronisch respiratorischer Insuffizienz infolge verschiedener Lungenerkrankungen. Im Dezember 2011 wurde der neue LAS (Lung Allocation Score) eingeführt. Dies bedeutet, die Organzuteilung erfolgt nun nach einem Punktesystem, das auf der Dringlichkeit und der Erfolgsaussicht einer Transplantation basiert.

Das System der Warteliste wurde somit abgeschafft. Der Score sollte größer als 33 sein. Die Berechnung des Scores erfolgt über ein computergestütztes System und entsprechenden Eingang der individuellen aktuellen Patientensituation. In diesem Jahr wurden 36 Prozent mehr Patienten transplantiert als im vergangenen Jahr. Die Ursache hierfür liegt wahrscheinlich vor allem in einem verbesserten ex-vivo-Organaufbereitungsverfahren, so dass mehr Lungen zur Verfügung standen. Im Vordergrund einer Lungentransplantation steht die Verbesserung der Lebensqualität, nicht unbedingt eine Lebensverlängerung.

Die Lebenserwartung nach einer Lungentransplantation liegt derzeit bei 50 Prozent der Patienten bei 5 Jahren. Im Gegensatz dazu sind dies beim Herzen 20 Jahre, bei Nieren besteht keinerlei zeitliche Begrenzung. Die Nachsorge einer Lungentransplantation erfolgt mittels eines Handspirometers sowie regelmäßiger stationärer Kontrollen, die sowohl Röntgen, wie auch die Überprüfung der Lungenfunktion beinhalten.

Im 1. Jahr nach der Transplantation besteht zu 40 Prozent die Gefahr einer Infektion und zu 18 Prozent die einer akuten Abstoßung.
Im 2. − 5. Jahr besteht die Möglichkeit eines Bronchiolitis-obliterans-Syndromes (Entzündung auf der Ebene der Bronchiolen).

Fragestunde:
Im Rahmen der anschließenden Diskussion unter Leitung von Prof. Dr. Helmut Teschler und Prof. Dr. Jürgen Behr wurde von den Besuchern des Symposiums eine Vielzahl von individuellen spezifischen Fragen gestellt, die von den Moderatoren beantwortet werden konnten.

Anmerkungen:
COPD von Platz 4 auf Platz 3 − kein Sieg sondern eine Verpflichtung!
Im Sport kommt das Aufrücken von Platz 4 auf Platz 3 einem Sieg gleich. Denn die ersten 3 Plätze sind Synonym für eine herausragende Leistung und werden als einzige in der Öffentlichkeit wirklich wahrgenommen. Der 4. Platzierte erntet eher ein mitleidiges Bedauern, gilt fast schon als Verlierer und bleibt selten in Erinnerung. Gehen wir mit Erkrankungen um wie mit Sportlern? Diese Frage sollten wir uns gefallen lassen und sie als Anregung zum Nachdenken oder noch besser, zum nachhaltigen Handeln ansehen. COPD steht für chronisch einengende Bronchitis (chronic obstructive pulmonary disease), eine Erkrankung, die mit einer Überblähung der Lunge (Lungenemphysem) einhergehen kann. Derzeit befindet sich COPD auf der Rangliste der häufigsten Todesursachen noch auf Platz 4. Sichere Prognosen sagen jedoch den Platz 3 bereits für das Jahr 2030 voraus, so Prof. Dr. Jürgen Behr in Hattingen. Es ist Zeit, der Erkrankung COPD mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu schenken. Wir sollten nicht abwarten, bis die COPD den „unrühmlichen“ Platz 3 erreicht hat. Eine aktuelle FORSA-Umfrage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zu Atemwegserkrankungen bestätigt, dass 86 Prozent aller Deutschen nicht wissen, was COPD bedeutet.

Das Symposium Lunge in Hattingen, ist eine herausragende öffentliche Veranstaltung, die bei Patienten, Ärzten und Wissenschaftlern höchste Anerkennung genießt − was alleine bereits die Besucherzahlen belegen. Im Jahr 2012 waren es knapp 2.000 Besucher.

Fazit:

"Mit dem jährlich stattfindenden Symposium Lunge bieten wir Betroffenen, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit sich kostenlos, umfassend und aktuell von Fachleuten informieren zu lassen. Früherkennung und schnelles Handeln sind entscheidende Faktoren, die das weitere Voranschreiten einer COPD beeinflussen können. Zudem ist es unser Ziel dazu beizutragen, dass die COPD in der öffentlichkeit eine breitere Wahrnehmung erfährt. Entscheidend ist, dass der Betroffene sich mit seiner Erkrankung auseinandersetzt, sich umfassend informiert, die Erkrankung akzeptiert und lernt −MIT− ihr zu leben.

"Das Leben endet nicht mit der Diagnose COPD-Lungenemphysem,es beginnt neu - nur auf eine andere Art und Weise als bisher“ so Jens Lingemann.


Hin­weis:
Eine kom­plet­te Aufzeichnung des 5. Sym­po­sium Lunge und der Vorträge erhalten Sie hier
Die Fotore­portage zur Ver­anstal­tung kön­nen Sie hier anschauen.

Sabine Habicht und Jens Lingemann
Hattingen, 14. Juni 2012

© COPD-Deutschland e.V.
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4. Symposium-Lunge in Hattingen

 

Am 07. Mai 2011 fand in Hattingen, Ruhr (NRW), das 4. Symposium Lunge statt.

 

Es stand unter dem Motto: COPD und Lungenemphysem
Von der Diagnose bis zur Lungentransplantation. Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen den Betroffenen heutzutage zur Verfügung?

Veranstalter des Symposiums war der COPD Deutschland e.V..
Mitveranstalter waren die Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V.

Symposium Lunge 2011 - der Erfolg hält an - erstmals über 2.100 Teilnehmer

Das Symposium richtete sich einerseits an Patienten mit einer chronisch obstruktiven (einengenden) Bronchitis mit oder ohne Lungenemphysem (Lungenüberblähung), auch COPD (englisch: Chronic Obstructive Pulmonary Disease) genannt, andererseits auch an ihre Angehörigen, die bei der Bewältigung einer COPD eine wichtige Rolle spielen. Für die Angehörigen und die Betroffenen wurden zwei Workshops zu Inhalten und Möglichkeiten einer stationären Rehabilitation angeboten.

Erstmalig wurden auch die technischen Möglichkeiten geschaffen, um auch schwerhörigen Patienten die Teilhabe am Symposium zu ermöglichen. Dieses Angebot wurde von vielen Betroffenen dankbar in Anspruch genommen. Die Selbsthilfegruppe Lungenemphysem-COPD Deutschland und die Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. sind in Deutschland mit mehr als 80 lokalen und regionalen Gruppen, in denen mehrfach im Jahr über die chronischen Atemwegserkrankungen COPD und Lungenemphysem, aber auch über das Asthma bronchiale sowie über alle Aspekte der langfristigen Therapie mit Sauerstoff informiert wird, vertreten. Referenten bei ihren Veranstaltungen sind in aller Regel Lungenfachärzte aus Klinik und Praxis, die dies unentgeltlich tun.

Der COPD-Deutschland e.V., die Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und die Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. sind daher - zusammen betrachtet - in der Bundesrepublik "die führenden Selbsthilfegruppierungen" bei diesen Patienten in der Vermittlung aktueller, kompetenter und wissenschaftlich fundierter Informationen zur Volkskrankheit COPD auf der lokalen, der regionalen und der Bundesebene.

Das Symposium Lunge 2011 wurde von 2112 Teilnehmern - das waren über 400 mehr als im bisher erfolgreichsten Jahr 2008 besucht. Eröffnet wurde die eintägige Veranstaltung von Jens Lingemann, Hattingen, dem Initiator und Organisator des Symposiums und gleichzeitigem Gründer und Koordinator der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland sowie Vorsitzender des COPD-Deutschland e.V.. In seiner Begrüßung wies er darauf hin, dass die drei Veranstalter stets bemüht sind, durch ihre intensive Kooperation COPD-, Emphysem- und Asthmapatienten bundesweit Rat und Hilfe anzubieten.

Ein Filmteam nahm mit 4 Kameras die gesamte Veranstaltung auf. Aus dem Filmmaterial wird wie in den zurückliegenden Jahren eine DVD erstellt. Darüber hinaus war ein Filmteam vor Ort welches für den WDR und SWR eine aktuelle Berichterstattung zum Thema COPD erstellt. Auch der WDR Dortmund war mit einem Kameramann vertreten.

Nach wie vor wird aber vor allem die COPD als große Volkskrankheit an der nach einer großen Erhebung im Jahre 2007 mehr als 6 Millionen Deutsche im Alter von über 40 Jahren leiden, mit ihren Belastungen für die Betroffenen und für das Gesundheitswesen in der Öffentlichkeit nur unzureichend wahrgenommen.

"Auf der Basis einer fundierten ärztlichen Diagnose und der Akzeptanz der erforderlichen Therapie, müssen Arzt und Patient die Erkrankung gemeinsam vertrauensvoll "managen". Nur über ein ausgewogenes Verhältnis von Informationen, eigenem Krankheitsmanagement, konsequenter Meidung von Noxen und hier insbesondere dem inhalativen Rauchen kann es dem Betroffenen gelingen, bei konsequenter Einhaltung der vom Arzt verordneten medikamentösen und physikalischen Therapie, trotz der schweren und oft fortschreitenden Erkrankung und den damit verbundenen Einschränkungen ein persönlich zufriedenstellendes Leben mit einer positiven Einstellung zu führen. Alle Bemühungen sind selbstverständlich nur dann erfolgreich, wenn man dem Rauchen als Hauptursache der Erkrankung absolut entsagt. Schafft man dies jedoch nicht, ist eine unaufhaltsam voranschreitende Verschlimmerung der Erkrankung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Folge" so Jens Lingemann.

Seine ganz persönliche Botschaft an alle Betroffenen und deren Angehörige lautete daher: Resignieren und kapitulieren Sie nicht vor Ihrer Erkrankung, im Gegenteil, lernen Sie MIT IHR aktiv zu leben! Oder mit Horaz: "Der ideale Tag wird nie kommen. Der ideale Tag ist heute".

Trauern Sie nicht all den Aktivitäten nach, die Sie aufgrund Ihrer gesundheitlichen Einschränkungen nicht mehr machen können, sondern nutzen Sie bewusst alle Aktivitäten, die sich dennoch bieten. Genießen Sie jede Minute Ihres Lebens!

Auch mit einem minimalen FEV 1-Wert von nur noch 13 % und einer 24stündigen Sauerstofftherapie und zusätzlichen nächtlichen nicht invasiven Beatmung kann man noch Berge versetzen. Man muss die zu versetzenden Berge nur nach seinen Möglichkeiten auswählen.

Das Leben endet nicht mit der Diagnose COPD-Lungenemphysem. Es beginnt neu, nur auf eine andere Art und Weise als bisher. Winston Churchill hat einmal gesagt: Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird. Wenn wir uns daran orientieren, dann werden wir der Krankheit noch lange trotzen.

Sein besonderer Dank galt den Referenten, die auf ihrem Gebiet der Pneumologie national und international als ausgewiesene Experten anerkannt seien. Ihr persönlicher Einsatz, ihre unentgeltliche Teilnahme und ihr weit über das übliche Maß hinausgehende Engagement für die Belange der betroffenen Patienten seien die wesentliche Grundlage für den großen Erfolg und die bundesweite Akzeptanz des Symposiums.


Prävention, frühzeitige Diagnose und stadiengerechte Therapie von COPD und Lungenemphysem: Welche Untersuchungen und Maßnahmen sind medizinisch sinnvoll?

Herr Prof. Dr. med. Helmut Teschler
Westdeutsches Lungenzentrum, Ruhrlandklinik Universitätsklinikum Essen


Wofür steht COPD

COPD - diese vier Buchstaben stehen für eine Krankheit in der nach einer großen Erhebung im Jahre 2007 mehr als 6 Millionen Deutsche im Alter von mehr als 40 Jahren leiden. Dies sind ungefähr 13 Prozent dieser Personengruppe. Die vier Buchstaben sind die Abkürzung für den aus dem Englischen kommenden Begriff "chronic obstructive pulmonary disease" (chronisch obstruktive Lungenerkrankung).

Es handelt sich um eine chronische Erkrankung der Lunge, die die Atemwege (Bronchien) und das Lungengewebe (Lungenbläschen) betrifft. Diese Erkrankung beginnt meist schleichend und die charakteristischen Symptome (Husten, Auswurf, Atemnot bei Belastung) sind genauso unspezifisch wie die klinischen Zeichen (Giemen, Pfeifen, Brummen, Auswurf, verlängerte Ausatemdauer). Deshalb verwundert es nicht, wenn die Erkrankung COPD entweder erst in weit fortgeschrittenen Stadien oder nur durch Zufall diagnostiziert wird. Weltweit wird die COPD bereits in 10 Jahren die dritthäufigste Todesursache darstellen - nach Herzkranzgefäßerkrankungen und Schlaganfall.

Wie kommt es zu dieser Erkrankung?

Für die COPD gibt es eindeutig einen Hauptverursacher - das inhalative Zigarettenrauchen. Für 75 - 90 Prozent der Fälle von COPD wird Zigarettenrauch verantwortlich gemacht. Nur für 10 - 30 Prozent sind Luftverschmutzung am Wohnort und insbesondere am Arbeitsplatz, häufige Entzündungen der Atemwege, geboren werden als Frühgeburt sowie die Vererbung eines genetischen Defektes (Alpha 1-Antitrypsinmangel) hauptsächlich verantwortlich.

Und wie wird die COPD diagnostiziert?

Hinweisend für diese Erkrankung ist das Alter über 40 Jahre, eine bestimmte Zahl an gerauchten Zigaretten, der Charakter des Hustens, insbesondere mit Produktion von schleimigem Sekret, das vorwiegend morgens ausgehustet wird. Eine allgemeine Überempfindlichkeit der Atemwege, die zum Beispiel den Asthmatiker auszeichnet, ist bei vielen Patienten mit COPD nicht vorhanden. Die chronische Bronchitis ist zu einer COPD geworden, wenn die oben beschriebenen Prozesse zu einer Obstruktion (Einengung der Atemwege) der Bronchien und Bronchiolen beigetragen haben. Um das nachweisen zu können, bedarf es einer Durchführung einer Lungenfunktionsprüfung und bei Nachweis einer Obstruktion ferner eines Medikamententestes. Mit der Lungenfunktionsprüfung wird das Ausmaß der Enge der Atemwege bestimmt, der Medikamententest in Form der Gabe eines rasch wirkenden Bronchienweiters soll die Frage beantworten, ob diese Verengung der Atemwege rückbildbar - wir nennen dies reversibel - ist und ob diese Rückbildung vollkommen oder nur teilweise ist. Besteht eine nur teilweise oder gar keine Rückbildung, so ist die Diagnose einer COPD bei Verringerung des Atemausstoßes anhand der Lungenfunktion zu stellen. Steht das Emphysem - also der Lungenbläschenschwund - im Vordergrund der Erkrankung, so hört man in charakteristischer Weise über den Lungen ein nur sehr leises Atemgeräusch. Nicht sonderlich aussagekräftig ist die Befragung des Patienten im Hinblick auf die Symptome der COPD (Husten, Auswurf, Atemnot). Während die chronische Bronchitis durch Husten und Auswurf eindeutig charakterisiert ist, ist das Hauptsymptom der COPD die Luftnot unter körperlicher Belastung.
Man muss sich immer wieder bewusst sein, dass jeder Vierte über 70 Jahre von der COPD betroffen ist, dass aber nur die Hälfte der Erkrankten (merke: 50 Prozent!) wirklich diagnostiziert und behandelt ist.

Die COPD erhält zunehmende Bedeutung, vor allem als Todesursache und als Kostenfaktor im Gesundheitssystem. Schwergradige Erkrankungen schränken die Lebensqualität des Patienten extrem ein, führen zu Arbeitsunfähigkeit, Krankenhausaufenthalten, vorzeitiger Berentung.


Welche medizinischen Möglichkeiten stehen aktuell zur Behandlung der COPD und des Emphysems zur Verfügung mit Blick in die Zukunft?

Herr Prof. Dr. med. Adrian Gillisen
Klinik für Lungen- und Bronchialmedizin, Klinikum Kassel

Die primäre und bei weitem wichtigste aller therapeutischen Maßnahmen bei der COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) ist die Vermeidung des krankmachenden Auslösers. In den allermeisten Fällen heißt das, nicht mehr zu rauchen. Alle medikamentösen Ansätze wirken schlechter als die Abstinenz von der Zigarette! Schon eine chronische Bronchitis, die als chronischer Husten mit meist morgendlichem Auswurf definiert ist, gilt als erstes Zeichen, dass der inhalierte Zigarettenrauch zu einer Entzündung in den Atemwegen geführt hat, aus der sich später eine COPD entwickeln kann. Bronchial erweiternde Medikamente, die s. g. langwirksamen ß2-Mimetika (Salmeterol,, Formoterol, Indacaterol), das Tiotropiumbromid und das Theophyllin bilden die Basis der medikamentösen Langzeittherapie der COPD.

Für den Notfall und bei einer akuten Zunahme der Luftnot stehen s. g. kurzwirksame Medikamente zur Verfügung wie Fenoterol, Terbutalin, Salbutamol oder Ipratropiumbromid, die bei Bedarf eingenommen werden können. Alle diese bronchial erweiternden Medikamente werden primär inhaliert. Nur das Theophyllin steht als Tablette zur Verfügung. Der Vorteil der inhalativen Anwendung ist, dass die Medikamente an den Ort des Geschehens, nämlich in die Atemwege gelangen, ohne im Körper zu wesentlichen Nebenwirkungen zu führen. In fortgeschritteneren Erkrankungsstadien können diese Medikamente auch kombiniert eingesetzt werden. Wenn gehäuft Notfälle, die s. g. Exazerbationen auftreten, kann ihr Arzt zusätzlich zu einem bronchial erweiternden Pharmakon auch ein inhalierbares kortisonhaltiges Präparat verordnen. Von einer dauerhaften Gabe von Kortisontabletten wird wegen des fehlenden Wirksamkeitsnachweises und den vielen damit zusammenhängenden Nebenwirkungen, wenn man einmal von Ausnahmen absieht, abgeraten.

Eine Lungenoperation mit chirurgischer Entfernung eines Lungenemphysems, einer großen Emphysemblase oder die Lungentransplantation sind nur bei ganz wenigen und sehr selektionierten Patienten sinnvoll. Ergänzt werden alle diese therapeutischen Möglichkeiten durch Gabe von Sauerstoff, sofern eine durch die COPD und das Lungenemphysem bedingte Sauerstoffunterversorgung des Körpers vorliegt und eine vielstündige tägliche nasale O2-Gabe diesen Mangel nachweisbar ausgleichen kann. Zudem sollte eine medikamentöse Therapie idealerweise durch weitere Maßnahmen wie z. B. Rehabilitation, Lungensport, Ernährungsoptimierung, Physio- inkl. Atemtherapie flankiert werden.

Blick in die Zukunft: neue Substanzen und Kombinationstherapien.

Derzeit sind alle inhalativen Fixkombinationen (Salmeterol/Fluticason, Formoterol/Budesonid, Formoterol/Beclometason) auch für die COPD-Therapie zugelassen. Eine Neuentwicklung ist. z. B. die Fluticason/Mometason- Fixkombination. Momentan wird an der Kombination eines langwirksamen ß2- Mimetikums und eines langwirksamen Anticholinergikums (Tiotropumbromid oder ähnliche Präparate) einerseits und andererseits an einer inhalativen Tripeltherapie bestehend aus einem langwirksamen ß2-Mimetikum, einem Kortikosteroid und einem Anticholinergikum gearbeitet. Seit 12/2009 steht mit Indacaterol, das erste 24 Stunden wirksame ß2-Mimetikum zur Verfügung, das nur 1x/Tag inhaliert zu werden braucht. Roflumilast ist ein neues als Tablette eingenommenes antientzündlich wirksames Präparat, ein s. g. Prostaglandin-E4-Inhibitor, der in Deutschland seit 2010 zugelassen ist.


Inhalationstherapie bei COPD - Fehlerquellen und Optimierungsmöglichkeiten

Herr Dr. med. Thomas Voshaar
Med. Klinik III, Schwerpunkt Pneumologie, Allergologie
Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin, Interdisziplinäres Lungenzentrum, Krankenhaus Bethanien Moers

Die inhalative Verabreichung von Medikamenten ist weltweit die bedeutendste Therapieform zur Behandlung von obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma bronchiale und COPD. Eine Therapie kann nur dann erfolgreich sein, wenn die richtigen Wirkstoffe ausgewählt werden, diese Wirkstoffe mit dem individuell am besten geeigneten Inhalationssystem inhaliert werden, die Inhalationstechnik korrekt ist und die Inhalationen auch tatsächlich - wie vom Arzt vorgegeben - regelmäßig durchgeführt werden. Die größte Bedeutung für die Behandlung obstruktiver Atemwegserkrankungen haben treibgasbetriebene Dosieraerosole, Trockenpulverinhalatoren und Druckluft- bzw. Ultraschallvernebler. Daneben gibt es neuere Systeme wie den Respimat®, der sich in keine der vorgenannten Gruppen einordnen lässt und genau genommen der einzige Vertreter einer ganz neuen Gruppe ist (Doppelstrahlimpaktionsinhalator). In Trockenpulverinhalatoren liegt das Medikament in der Regel als ein Gemisch aus Wirkstoff und Laktose vor. Die Laktose wird verwendet, um die Fließeigenschaften des Pulvergemisches und die Dosiergenauigkeit zu erhöhen. Primär liegt das Pulvergemisch in einer nicht ausreichend kleinen Partikelgröße vor.

Für die am häufigsten verordneten Inhalationssysteme gab er einige Hinweise zur korrekten Anwendung und Fehlervermeidung. Die Benutzung von Ultraschall- oder Druckluftverneblern bleibt besonderen Fällen vorbehalten. Sie sollten auf keinen Fall von mehreren Patienten (auch nicht in der Familie!) benutzt werden.

Allein die von der korrekten Handhabung des Gerätes abhängige Medikamentendosis im Bronchialsystem entscheidet über die Wirkung!
Ein Austausch des verordneten Inhalationsgerätes durch den Apotheker ohne Rücksprache mit dem verordnenden Arzt und ohne erneute Einübung des Inhalationsvorganges darf auf keinen Fall toleriert werden!


Veränderungen von Schlaf und Atmung bei COPD und Lungenemphysem. Was kann man tun?

Herr Prof. Dr. med. Kurt Rasche
HELIOS Klinikum Wuppertal Klinikum der Privaten Universität Witten/Herdecke
Bergisches Lungenzentrum Klinik für Pneumologie, Allergologie Schlaf- und Beatmungsmedizin

Der 24 Stunden dauernde Tag des Menschen ist charakterisiert durch eine typische, sog. zirkadiane Rhythmik mit einem Wechsel zwischen Wach- und Schlafphase. Eine Schlafneigung ist nicht nur in der Dunkel- bzw. Nachtphase vorhanden sondern auch am frühen Nachmittag.

Der Nachtschlaf ist charakterisiert durch eine rhythmische Abfolge verschiedener Schlafstadien. Man unterscheidet anhand der Gehirnschrift, der Muskelanspannung und den Augenbewegungen Leicht-, Tief- und Traumschlafphasen.

Der Schlaf kann bei COPD-Patienten durch die auch schon tagsüber vorhandenen Atemwegssymptome wie Husten, Auswurf und Luftnot erheblich gestört sein. Hinzu kommen störende Einflüsse der typischen, meist chronisch genommenen COPDMedikamente, aber auch von depressiven Verstimmungszuständen, die häufig beim COPD-Patienten vorkommen können. Verschiedene Ursachen führen bei Patienten mit COPD und Lungenemphysem häufig zu einem gestörten Schlaf. Die Zunahme der Atemwegsobstruktion kann zu Luftnot- und Hustenanfällen und damit auch zu Weckreaktionen führen, wodurch wiederum der Schlaf erheblich gestört wird. Durch die Atemwegsobstruktion kann es gleichzeitig aber auch zu einer Zunahme des Rückflusses von Magensäure in die Speiseröhre (sog. gastro-ösophagealer Reflux) kommen, der wiederum auch zu Weckreaktionen führt oder aber zu einer Zunahme der Atemwegsobstruktion. Dieses führt wiederum zum Auftreten von Atemwegssymptomen während des Schlafs. Darüber hinaus sind fast alle Medikamente, die zur Behandlung der COPD angewandt werden, in der Lage, den Schlaf zu stören. Ganz besonders trifft dies für Theophyllin wie auch die ß2- Sympathomimetika zu. Theophyllin hat Koffein-ähnliche Wirkung, ß2- Sympathomimetika können Stresshormon-ähnliche Wirkungen hervorrufen, beides also Wirkungen, die einem ungestörten Schlaf entgegenstehen können. Es verwundert daher nicht, dass Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen doppelt so häufig wie Lungengesunde Ein- und Durchschlafstörungen aufweisen.

Dies führt dann häufig zu einer vermehrten Tagesschläfrigkeit mit gesteigerter Einschlafneigung. Letzteres kann dann am anderen Tag zu morgendlichen Kopfschmerzen, allgemeinem Abgeschlagenheitsgefühl, Müdigkeit beim Aufstehen, bis Benommenheit - bei Patienten mit COPD in mehr als 30 Prozent - als Folge krankhafter, nächtlicher Sauerstoffabfälle auftreten. Als klinische Auswirkungen wird eine Verschlechterung der Schlaf- und Lebensqualität, aber auch die Förderung eines Lungenhochdrucks oder sogar eine erhöhte Sterblichkeit diskutiert. Spezielle Schlaffragebögen, ähnlich wie bei Schlafapnoe-Patienten, lassen dann weiterhin abschätzen, wie ausgeprägt z. B. die Tagesmüdigkeit des Betroffenen ist. Durch eine in der Regel zunächst ambulant durchführbare Messung der Atmung im Schlaf kann dann entschieden werden, ob eine Schlaflaboruntersuchung erforderlich ist.

Wird eine Sauerstoffunterversorgung des Patienten im Schlaf oder sogar eine krankhafte Erhöhung des CO2-Wertes festgestellt, so kann entweder eine Sauerstofftherapie und/oder eine Masken-Beatmungstherapie erforderlich werden. Eine Sauerstoffgabe im Schlaf kann bei COPD-Patienten zu einer
Verbesserung des Schlafprofils führen. Hierbei muss aber auch der CO2-Wert im Blut genau überwacht werden.


Medizinische Trainingstherapie und Atemphysiotherapie bei COPD

Frau Dr. med. Karin Taube
Jan Kaufmann
Atem-Reha Hamburg GmbH
Ambulante ganztägige pneumologische Rehabilitation

Körperliches Training und Atemphysiotherapie sind bei Erkrankungen der Atmungsorgane eine unverzichtbare Komponente der Behandlung insbesondere im Sinne einer Langzeittherapie. Bei COPD sind die nützlichen Wirkungen vielfach wissenschaftlich nachgewiesen worden.

Warum-Wie-Wo sind die drei Schlüsselfragen zur erfolgreichen Umsetzung.

Die COPD wird heute nicht mehr als lokalisierte Erkrankung der Lungen aufgefasst, sondern sie geht einher mit entzündlichen Veränderungen und deren Auswirkungen in anderen Organsystemen wie z. B. der gesamten Körpermuskulatur. Husten, Auswurf, Atemnot und Leistungsbeeinträchtigung sind die Hauptsymptome. Der Krankheitsverlauf ist gekennzeichnet durch eine Abwärtsspirale mit atemnotbedingter Inaktivität, zunehmender Dekonditionierung, Immobilität und Depression. Ein Eckpfeiler der nichtmedikamentösen Maßnahme ist dabei das körperliche Training, denn allein dadurch können die krankhaften Veränderungen der Muskulatur gebessert werden. Bei bis zu 70 Prozent der COPD-Kranken besteht eine reduzierte Muskelmasse und -kraft. Bei der Durchführung von körperlichem Training muss zum einen die Einschränkung der kardiopulmonalen Leistungsfähigkeit und zum anderen die krankhaft veränderte Funktion der Muskulatur berücksichtigt werden. Als Trainingskomponenten spielen Ausdauer, Kraft, Beweglichkeit und Koordination eine Rolle. Günstige Ausdauersportarten für den COPD-Kranken sind Gehen, Walken, Laufen, Gehen mit Stockeinsatz und Fahrrad-, Laufband- und Handkurbelergometer. Bei der "Dauermethode" wird ca. 20 Minuten trainiert. Die Intensität soll 50 - 70 Prozent der im Belastungstest erreichten Spitzenleistung betragen. Bei der "Intervallmethode" wechseln mehrere kurze Belastungen mit Erholungspausen. Dadurch kann mit höheren Intensitäten trainiert werden, ohne dass die Lunge verstärkt überbläht. In der Praxis spielt die Atemphysiotherapie eine wichtige Rolle. Dies insbesondere bei der Sekretretention, bei der in drei Schritten eine Verbesserung über eine Sekretverflüssigung, Sekretmobilisation und Sekretelimination zu erzielen ist.

Husten kann viele Ursachen haben und ist unbedingt abzuklären. Bleibt aber ein quälender, unproduktiver (ohne Auswurf) Reizhusten bestehen, so können hustenvermeidende Selbsthilfetechniken eingesetzt werden. Einfache Methoden sind die Ausatmung gegen ein Taschentuch oder die Verlangsamung der Luftströmung durch die leichte Einengung der Nasengänge mit den Fingern.

Eine übermäßige dynamische Überblähung der Lunge, kann durch die sog. dosierte Lippenbremse, bei der gegen die locker aufeinander gelegten Lippen ausgeatmet wird, verhindert werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Ausatmung gegen ein Strohhalmstück. Beide Techniken können die Ausatmung sowohl in Ruhe als auch bei Belastung erleichtern und Atemnot mindern. In Untersuchungen wurde festgestellt, dass sich durch den Einsatz solcher Techniken auch die Sauerstoffsättigung des Blutes verbessert. Zur Minderung von Atemnot kommen sogenannte "atemerleichternde Körperstellungen" (Kutschersitz, Torwarthaltung, Abstützen gegen eine Mauer) zum Einsatz. Das Abstützen der Arme ermöglicht einen besseren Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, während eine Oberkörpervorneige im Sitz die Zwerchfellfunktion verbessert.


Sauerstoff-Langzeittherapie - warum die Therapietreue so wichtig ist

Frau Prof. Dr. med. Susanne Lang
SRH Wald-Klinikum Gera 2. Medizinische Klinik

Während es unstrittig ist, dass der Mensch ohne Sauerstoff nicht leben kann, ist es dennoch für viele Patienten mit Erkrankungen der Atemwege und der Lunge schwierig zu akzeptieren, dass sie Sauerstoff als Therapie nicht nur zeitweise, sondern ständig benötigen und folglich auch ständig anwenden sollen. Die Langzeit- Sauerstofftherapie, dass heißt die Gabe von Sauerstoff über mindestens 16 Stunden am Tag (besser 24 Stunden) ist seit Jahren etabliert und zahlreiche Studien belegen den Nutzen. Mit Sauerstoff lässt sich Training wirksamer durchführen, das rechte Herz wird entlastet und so die Lebensdauer verlängert.

Neuere Studien aus Großbritannien, die in diesem Jahr veröffentlicht wurden, zeigen dass bereits 2 Stunden Sauerstoffmangel eine Entzündungsreaktion und erhöhte Thromboseneigung bei Patienten mit COPD auslösen.

Leider schwankt die Therapietreue von Patienten mit COPD und Sauerstoff- Langzeittherapie zwischen 45 bis 70 Prozent. Manche Patienten befürchten, dass ihnen der Sauerstoff irgendwann nicht mehr hilft, wenn sie ihn zu oft anwenden. Tatsächlich kann man die Verschlechterung der Erkrankung nicht durch Weglassen der Therapie hinauszögern. Im Gegenteil, wenn man die Therapie konsequent durchführt, kann man länger verhindern, dass es schlechter wird.

Die Langzeit-Sauerstofftherapie (LOT) ist eine wirksame Therapie ohne wesentliche Nebenwirkungen, die häufig nicht ausreichend genutzt wird. Selbsthilfegruppen spielen eine wesentliche Rolle für die Information und das Miteinander von Betroffenen, um dem Leben die Freude abzugewinnen, die auch jeder schwerkranke Patient erleben kann.


Pneumologische Rehabilitation: Was leistet die Medizin, was muss der Patient bereit sein zu leisten?

Herr Dr. med. Klaus Kenn
Schön Klinik Berchtesgadener Land Schönau am Königssee

Herausragendes Ziel der pneumologischen Rehabilitation ist es, dem Patienten so viel Wissen und Aufmerksamkeit für Warnsymptome zu vermitteln, dass er zum eigenen "Infektmanager" ausgebildet wird. Dies schließt neben dem Versuch der Infektvermeidung die frühzeitige Erkennung und dann eine konsequente Behandlung solcher Exazerbationen mit ein. Hier kann eine Phase der pneumologischen Rehabilitation mit dem Angebot spezieller Entwöhnungsprogramme wesentliche Hilfestellungen bieten. Aufgabe der Reha kann es auch sein, herauszuarbeiten, unter welchen Bedingungen (Ruhe, Belastung, nachts) ein COPD-Patient wie viel Liter an Sauerstoff-Versorgung benötigt.

In Deutschland findet pneumologische Rehabilitation bislang weitgehend nur im stationären Rahmen statt. Erste ambulante Versorgungsstrukturen entstehen zwar, sind jedoch noch bei weitem nicht flächendeckend vorhanden. Die Zukunft lässt aber erwarten, dass sich nach und nach wohnortnahe Rehabilitationstrukturen etablieren werden, sodass das Angebot größer werden wird.

Erste Studien zeigen, dass sogar die Lebenszeit durch Rehabilitation verlängert werden kann. Dies ist außer für die Sauerstoff-Therapie für noch keine medikamentöse Behandlung der COPD nachgewiesen worden. Pneumologische Rehabilitation bei COPD sollte also das "abwartende Nichtstun" verhindern, und als Hilfe zur Selbsthilfe, als Aufruf zur Eigenverantwortung und Anstoß zu stetigem und dauerhaften Selbsttun verstanden werden.


Patientencompliance - Schlüssel zum Erfolg

Herr Prof. Dr. med. Wolfgang Petro
MVZ Bad Reichenhall und Gesundheitszentrum Schlossberghof

Compliance bedeutet die Fähigkeiten von Arzt und Patient effektiv zu kommunizieren. Als Ergebnis dieser optimalen Arzt-Patienten-Kommunikation lassen sich die Therapietreue und die Therapieeffizienz deutlich erhöhen. Besonders bei chronischen Krankheiten wie Asthma und COPD bestimmt das Ausmaß der Compliance den Therapieerfolg.

Wirksamkeit einer Therapie ist das Produkt aus Wirkung eines Medikamentes (pharmakologisch definiert, nicht variabel) und Compliance (steigerbar, variabel). Die Compliance korreliert mit einem höheren Kontrollgrad sowohl bei Asthma wie auch bei COPD. Hohe Compliance bedeutet - so sagen wesentliche wissenschaftliche Studien - eine geringere Sterblichkeit, eine verminderte Krankheitsschwere, sinkende Therapie - und damit sinkende Krankheitskosten. Somit ist eine Compliance ein wichtiges Stellglied zur Kostensenkung im Gesundheitswesen und erhöht gleichermaßen die Zufriedenheit von Arzt und Patient.

Der Complianceverbesserung gehört deshalb oberste Priorität sowohl aus Sicht der Behandler als auch aus der Perspektive der Kostenträger. Maßnahmen zur Compliance-Verbesserung sind Patienten-Information, Patientenschulung und Patienten-Verhaltenstraining.


Neue Empfehlungen der Deutschen Atemwegsliga zu Sport und körperlichem Training bei Patienten mit Atemwegs- und Lungenkrankheiten

Herr Prof. Dr. med. Heinrich Worth
Medizinische Klinik I Klinikum Fürth

Bei Patienten mit Lungenkrankheiten tritt unter körperlicher Belastung rascher Atemnot auf als bei Gesunden. Folge der Luftnot unter Belastung ist eine körperliche Schonung, die zur Abnahme der Kondition und der Leistungsfähigkeit von Herz, Kreislauf und Muskulatur führt. Der betroffene Lungenkranke wird hierdurch immer weniger mobil. Seine Lebensqualität sinkt. Dies kann zu Depressionen führen und zu einer Verschlechterung seiner Leistungsfähigkeit wie auch der zugrunde liegenden Lungenerkrankung.

Die Ziele des Lungensports bestehen in der Verbesserung und Erhaltung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Mittels Lungensport und körperlichem Training kann die Leistungsfähigkeit der Muskulatur so verbessert werden, dass eine höhere Belastung mit weniger Atemaufwand durchgeführt werden kann. Am besten sind die Effekte von Sport und körperlichem Training bei der COPD untersucht. Hier führt körperliches Training zu einer Linderung der Beschwerden, einer Besserung der Belastbarkeit, einer Steigerung der Lebensqualität und einer Abnahme akuter Verschlechterungen.

Herr Prof. Worth berichtete, dass die neuen Empfehlungen zum Lungensport voraussichtlich im Oktober 2011 erscheinen werden. In sie werden auch Patienten mit interstitiellen Lungenkrankheiten (Lungenfibrosen), Mukoviszidose und Hochdruck im Lungenkreislauf aufgenommen werden.

Im Anschluss an seinen Vortrag überreichte der Vorsitzende des COPD-Deutschland e.V., Herr Jens Lingemann, Herrn Prof. Worth als Vorsitzenden der AG Lungensport in Deutschland e.V., einen symbolischen Scheck über 15.000,- € als Spende für die Arbeitsgemeinschaft Lungensport. Damit soll ihre wichtige Aufbauarbeit, die von 200 Lungensportgruppen in Deutschland im Jahre 2001 auf derzeit über 700 Lungensportgruppen geführt hat, auch finanziell gefördert werden.


Endoskopische Behandlung des schweren Lungenemphysems

Herr Prof. Dr. med. Helgo Magnussen
Pneumologisches Forschungsinstitut am Krankenhaus Großhansdorf Zentrum für Pneumologie und Thoraxchirurgie

In seiner Zusammenfassung stellte Herr Prof. Magnussen den gegenwärtigen Stand der endoskopischen Lungenvolumenreduktion dar. Die schwere bis sehr schwere COPD ist meist mit einem ausgeprägten Lungenemphysem verknüpft. Das Lungenemphysem stellt eine nicht rückbildungsfähige Zerstörung des Alveolarraumes das und geht mit einer Lungenüberblähung einher, die die Belastbarkeit und die Lebensqualität vermindert.

Die Langzeitergebnisse der chirurgischen Lungenvolumenreduktion ergaben bei ausgewählten Patienten eine Verbesserung der Lebensqualität und einen Überlebensvorteil. Dennoch ist es wünschenswert, Patienten mit schwerer COPD keiner chirurgischen Maßnahme zu unterziehen, um postoperative Komplikationen zu vermeiden. Im Folgenden besprach Herr Prof. Magnussen weitgehend noch im experimentellen Erprobungsstadium befindliche Verfahren der endoskopischen Lungenvolumenreduktion. Dieses waren im Einzelnen reversible blockierende und nicht blockierende Verfahren sowie die erwünschte Schrumpfung von krankem Gewebe durch erhitzten Wasserdampf oder durch Einführen eines Gelschaumes in die Lungen bzw. die Schaffung von Verbindungen zwischen erkrankten und normalen Atemwegen.


Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Transplantationlistung?

Das Leben vor und nach der Lungentransplantation
Frau Dr. med. Urte Sommerwerck
Ruhrlandklinik, Westdeutsches Lungenzentrum am Universitätsklinikum Essen

Die Lungentransplantation ist eine Operation, die bei weit fortgeschrittenen Lungenerkrankungen eingesetzt wird. Es handelt sich dabei um Lungenerkrankungen im Endstadium, bei denen die medikamentöse Therapie ausgeschöpft ist und eine Lebenserwartung von weniger als 2 - 3 Jahren besteht. Weltweit werden jährlich 2000, in Deutschland etwa 250 Lungen transplantiert. Derzeit stehen in Deutschland mehr als 800 Patienten auf der Warteliste für eine Lungentransplantation bei Eurotransplant. Durch das Missverhältnis zwischen geringem Organangebot und deutlich höheren Zahlen an potentiellen Organempfängern verstirbt jeder sechste Patient auf der Warteliste.

Die häufigsten Indikationen zur Lungentransplantation sind bestimmte Formen der Lungenüberblähung (Lungenemphysem) sowie die Lungen-versteifung (Lungenfibrose). Bei diesen Erkrankungen sind prinzipiell sowohl Einzel- als auch Doppellungentransplantationen möglich. Es existiert eine obere Altersgrenze von 60 Jahren bei der Doppellungentransplantation und von 65 Jahren bei der Einzellungentransplantation. Die Entscheidung über die Lungentransplantationslistung ist jedoch individuell zu treffen. Diese Listung zur Lungentransplantation wird in spezialisierten Lungentransplantationszentren getroffen. Immobile oder nur wenige Schritte bewältigende Patienten sind in der Regel nicht für eine Transplantation geeignet. Ein gutes Maß für die Überprüfung der Leistungsfähigkeit ist der 6-Minuten-Gehtest. Sollte dabei die Laufstrecke unter 200 Meter absinken, gilt der Patient als nicht transplantationsfähig. Durch Rehabilitation kann auch in fortgeschrittenen Stadien eine Besserung der Belastbarkeit für die Transplantation erreichen.

Absolute Kontraindikationen sind: bösartige Tumorerkrankungen und jeglicher Konsum von Nikotin, Alkohol und anderen Drogen. Relative Kontraindikationen sind:
z. B. chronisches Nierenversagen, Leberversagen oder Herzinsuffizienz.
Schwerstkranke Patienten mit schnell voranschreitendem Verlauf werden auf eine Hochdringlichkeitsliste (HU-Liste) aufgenommen und müssen bis zum Organangebot im Krankenhaus bleiben. Die mittlere Wartezeit auf der "Normalen" Liste beträgt zwischen 12 und 24 Monaten. Auf der HU-Liste sollte die Wartezeit nicht länger als 4 Wochen betragen. Es besteht die Möglichkeit, einen Lungenflügel, beide Lungenflügel oder eine kombinierte Herz-Lungen-Transplantation durchzuführen. Die Operationszeit der beidseitigen Lungentransplantation beträgt etwa 4 Stunden, die der einseitigen 2 Stunden.

In der Nachsorge erfolgt eine Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems mit Medikamenten. Diese Medikamente schützen den Patienten und müssen das gesamte Leben lang eingenommen werden. Sie haben allerdings auch Nebenwirkungen. In den ersten 6 Monaten nach der Transplantation ist der Patient durch Abstoßungen und Infektionen durch Bakterien, Viren und Pilzen bedroht. Weltweit leben 5 Jahre nach einer Lungentransplantation noch 51 Prozent der Menschen. Durch verbesserte Medikamente und eine intensive Nachbetreuung konnten die fünf Jahresüberlebensraten in europäischen Zentren auf über 60 Prozent angehoben werden.


Im Anschluss an die Vorträge wurden, moderiert von Frau Prof. Lang, Fragen von Patienten zu allen Aspekten der COPD von Herrn Prof. Teschler, Frau Dr. Sommerwerck und Frau Dr. Taube beantwortet. Die Fragestunde dauerte rd. 45 Minuten. Zusammengefasst lautete die Botschaft an die Patienten: Eine COPD kann - nach den heutigen Erkenntnissen - nicht geheilt werden, aber man kann lernen, mit einer COPD zu leben.Auf dem Symposium Lunge 2011 wurden zwei Workshops zur stationären Rehabilitation von COPD- und Lungenemphysem-Patienten angeboten.
Herr Dr. Scherer, leitender Arzt Reha -Zentrum Utersum auf Föhr und
Herr Dr. rer. pol. Berck, Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V., gestalteten die beiden Workshops. Es nahmen ca. 40 Personen teil.

Workshop 1:
Wie komme ich zu einer stationären Rehabilitation?
Was muss in einem Erfolg versprechenden Antrag stehen?
Es wurde lebhaft über die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Kostenträger diskutiert. Viele Patienten berichteten über ihre persönlichen, zum Teil als entmutigend empfundenen Erfahrungen bei der Genehmigung von Reha-Anträgen für die "richtige Klinik". Herr Dr. Scherer wies darauf hin, dass der Patient grundsätzlich auf der Einweisung in eine fachlich geeignete Klinik bestehen sollte. Als Mindestanforderung wurde die Anwesenheit eines Pneumologen in der Leitung gefordert.

Eine weitere wesentliche, zum Teil kontrovers diskutierte Aufforderung an die Teilnehmer war, ihre individuellen gesundheitlichen Probleme gegenüber den Kostenträgern auch selbst zu vertreten. Dies setzt Eigeninitiative voraus; hilfreich ist dabei das Engagement in einer Selbsthilfegruppe.

Workshop 2:
Auf was muss sich der Patient während einer stationären Rehabilitation einstellen und inwieweit muss er bereit sein, sich selbst einzubringen?
Herr Dr. Scherer berichtete über die leitlinienbasierten Inhalte der Rehabilitation bei chronischen Atemwegserkrankungen. Anhand der individuellen umfassenden ärztlichen Befragung und Untersuchung - ergänzt durch Funktionsdiagnostik und vorliegende Befunde - wird am Anfang einer Reha-Maßnahme für jeden Patienten individuell eine zielorientierte Planung der einzelnen Behandlungen vorgenommen und unter ärztlicher Begleitung umgesetzt.

Im Vordergrund stehen Schulung, Trainingstherapie, Physiotherapie, psychologische Betreuung und ggf. Ernährungsberatung. Das Ziel der Rehabilitation besteht letztlich darin, den Patienten zu motivieren, das in der Reha Erlernte zu Hause so weit wie möglich fortzusetzen, um seine Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.

Nicht nur die einzelnen Vorträge und die Workshops des Symposiums Lunge 2011 fanden das Interesse der Besucher, sondern auch die zusätzlich angebotenen kostenlosen Serviceleistungen wurden sehr rege in Anspruch genommen.

Im Einzelnen waren dies:
- Messungen der Lungenfunktionen
- Messung des CO-Gehalts in der Ausatemluft
- Kleine Lungenfunktionsmessung
- Bestimmung der Sauerstoffsättigung im Blut
- Test auf Alpha-1-Antitrypsin-Mangel
- Messungen des persönlichen Peak-Flow-Wertes, des Blutdrucks, des Blutzuckers und des Körperfettanteils.
- Bestimmung des Lungenalters und COPD-Klassifizierung gemäß GOLD 2006.

An den jeweiligen Messplätzen bildeten sich während des gesamten Tages lange Warteschlangen. Die Wartezeit wurde durchweg zum Erfahrungsaustausch untereinander genutzt.

Ein weiterer wichtiger Anlaufpunkt für alle Besucher war die mit dem Symposium verbundene Informationsausstellung. Die 30 Stände der unterschiedlichsten Aussteller waren stets dicht umlagert. Viele persönliche Auskünfte wurden gegeben, umfangreiches Informationsmaterial wurde mit nach Hause genommen.

Zu den Ausstellern gehörten:
- Unternehmen rund um die sichere, dauerhafte Versorgung mit Sauerstoff
- renommierte Kliniken für die Durchführung von stationären Reha-Maßnahmen - Pharmaunternehmen, die über die Ursachen, die Diagnosen und die Therapien von chronischen Atemwegserkrankungen informierten
- die drei veranstaltenden Patientenorganisationen selbst mit eigenen Informationsständen über ihre Aktivitäten und ihr Informationsmaterial
- die Deutsche Atemwegsliga e. V. und die Deutsche Lungenstiftung e.V.
- der Bundesverband der Organtranplantierten e.V.

In seinem Schlusswort dankte Jens Lingemann den Referenten, den Ausstellern, vor allem aber den Besuchern des Symposiums, die dessen erneuten Erfolg erst möglich gemacht haben. Ein besonderer Dank galt allen ehrenamtlichen Mitarbeitern des COPD-Deutschland e.V., der Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland und der Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V., die das Gelingen des Symposiums Lunge 2011 zum Wohle der Patienten maßgeblich geprägt haben.


Hin­weis:
Eine kom­plet­te Aufzeichnung des 4. Sym­po­sium Lunge und der Vorträge erhalten Sie hier
Die Fotore­portage zur Ver­anstal­tung kön­nen Sie hier anschauen.

Dr. med. Michael Köhler und Jens Lingemann
Hattingen, 10. Mai 2011

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