Abschied

Am 26.11.2023 hat mein Mann, nach sehr langer und sehr schwerer Krankheit, diese Welt verlassen. Er durfte zu Hause sterben, in seiner gewohnten Umgebung und mit mir an seiner Seite, so wie er es sich gewünscht hatte, für den Tag, an dem ihn die Kraft gänzlich verlässt.

Als im Juni 2000 ein Lungenemphysem mit bereits fortgeschrittener COPD diagnostiziert wurde, hätte niemand damit gerechnet, dass er über 23 Jahre mit einer Erkrankung in diesem Stadium weiterleben würde.

Selbst mit einer ihm damals noch unbekannten Diagnose konfrontiert, entschloss er sich nach einer Zeit der eigenen Besinnung und Akzeptanz, anderen Betroffenen eine Plattform zu bieten und gründete zuerst eine Mailingliste und etwas später die Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD Deutschland, welche nicht nur Austausch und Informationen, sondern auch nach und nach bundesweite und regionale Treffen, sowie eine Vielzahl an Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland bot.

Als Gründungsmitglied und später langjähriger 1. Vorsitzender des COPD – Deutschland e.V. brachte er in Gemeinschaftsarbeit viele Patientenratgeber auf den Weg und rief aus eigenem Antrieb das Symposium Lunge ins Leben, eine Veranstaltung von Patienten für Patienten, welche einmal jährlich von 2007-2023 stattfand und in ihrem Ablauf und Umfang ihresgleichen sucht.

Jens Lingemann war der Motor und der Hauptorganisator des Symposiums Lunge. Sein Charisma hat diese Veranstaltung und die gesamte Vereinsarbeit über viele Jahre geprägt, vorangetrieben und Großartiges erschaffen.

Jens Lingemann
15.12.1960 - 26.11.2023

Trotz seiner eigenen, sehr schweren Erkrankung, die mit immer stärker werdenden Einschränkungen und einer (trotz dauerhaftem Sauerstoff und nicht-invasiver Beatmung) extremen Atemnot einherging, setzte er sich unermüdlich dafür ein, Aufklärungsarbeit zu leisten und anderen zur Seite zu stehen.

Für ihn war Selbstmitleid oder die Fragen nach dem „Warum“ und „Wieso“ nichts weiter als verschwendete Lebenszeit.

Als Verein und Patientenorganisation werden wir Jens Lingemann mit großer Dankbarkeit und Hochachtung für seine Arbeit, die er für COPD-Patientinnen und -Patienten in ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus geleistet hat und die auch nach seinem Tod noch lange nachwirken wird, in anerkennender und respektvoller Erinnerung behalten.

In der Familie wird die Trauer ein Teil unseres Lebens bleiben.

Sie verändert sich, wir verändern uns mit ihr und wir sind dankbar für diese lange, gemeinsame Zeit, welche wir – entgegen allen ärztlichen Prognosen – miteinander verbringen durften und für seinen starken Willen, der auch uns geprägt und ermutigt hat, niemals aufzugeben.

Heike Lingemann
im Februar 2024

für die Familie
den COPD – Deutschland e.V.
die Patientenorganisation Lungenemphysem-COPD