Die Möglichkeiten zu einer exakten Diagnose zu kommen, sind bei Lungen- und Atemwegserkrankungen exzellent und es gelingt in den meisten Fällen auch ohne Gewebeproben zu einer genauen und verlässlichen Diagnose zu kommen.

Grundsätzlich unterscheiden wir zwischen bildgebenden Verfahren und Untersuchungsmethoden zur Funktionsanalyse.

Spirometrie und Bodyplethysmographie

Eine einfache Funktionsprüfung mittels Spirometrie ist praktisch in jeder Hausarztpraxis möglich. Bei einem Lungenfacharzt oder in der Klinik wird in der Regel eine Spirometrie mit einer Bodyplethysmographie kombiniert und es schließt sich eine CO-Diffusionsmessung sowie eine Blutgasanalyse an. Während die Spirometrie bereits eine obstruktive Atemwegserkrankung recht eindeutig erkennen lässt, bietet die Bodyplethysmographie darüber hinaus die Möglichkeit, die Ventilationsstörung deutlich genauer zu analysieren und man misst darüber hin-aus auch den Grad der Lungenüberblähung. Letztere ist bei einer COPD von besonderer Bedeutung, da die Lungenüberblähung den Anteil der Luft, der noch eingeatmet werden kann, einschränkt.

CO-Diffusionskapazität

Mittels CO-Diffusionskapazität wird die Gasaustauschfähigkeit der Lunge bestimmt. Letztlich muss man sich klar machen, dass über die Bronchien die Luft in die Lunge hinein gelangt, in den Lungenbläschen (Alveolen) aber erst der Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid erfolgt. Diese Fähigkeit der Lunge lässt sich mittels CO-Diffusionsmessung hoch sensitiv erfassen. Eine eingeschränkte Diffusion findet sich z.B. bei einem Lungenempyhsem (aber auch bei Lungenfibrosen).

Blutgasanalyse

Mittels Blutgasanalyse erfasst man den Effekt des Gasaustausches. Es wird also letztlich bestimmt, wieviel Sauerstoff im Blut ankommt und ob das CO2 mit der Atmung gut aus dem Körper heraus gebracht wird. Ergänzt wird die Bestimmung der Blutgase in Ruhe durch eine Belastungsuntersuchung. Bevor es in Ruhe zu einer sogenannten Hypoxämie (Sauerstoffmangel im Blut) kommt, findet man in der Regel unter Belastung bereits einen Abfall des Sauerstoffdruckes im Blut. Erst später kommt es dann auch in Ruhe zu einer Hypoxämie. In noch weiter fortgeschrittenen Stadien kommt es dann zu einer Retention (Rückhalt) von Kohlendioxid im Blut.

Nächtliche Untersuchungen

Ergänzend können wir in der Pneumologie auch nächtliche Untersuchungen durchführen. In der Nacht fällt das Atemminutenvolumen ein wenig ab und auch das Lungenvolumen ist etwas geringer als am Tage und z.B. im Stehen. Nicht selten findet man bei Patienten, die bereits nachts einen Sauerstoffmangel oder auch nachts schon eine Erhöhung des Kohlendioxids haben, am Tage noch normale Verhältnisse. Die Messinstrumente heißen Pulsoxymetrie für die Bestimmung der Sauerstoffsättigung und Kapnometrie für die Bestimmung des Kohlendioxids. Beide Messungen erfolgen über die Haut.

6-Minuten-Gehstrecke

Sehr häufig benutzen wir in unserem Fachgebiet auch die sogenannte 6-Minuten-Gehstrecke. Diese zeigt uns letztlich die Belastbarkeit des Patienten an, gleichzeitig kann aber auch der Sauerstoffpartialdruck (mittels Punktion am Ohrläppchen) oder die Sauerstoffsättigung (mit einer einfachen Fingerklemme zu messen) bestimmt werden und gibt uns wie oben beschrieben, Hinweise auf einen Sauerstoffabfall unter Belastung. Letztlich ist aber die 6-Minuten-Gehstrecke insbesondere sinnvoll, um die Effekte einer Therapie auf die körperliche Belastbarkeit zu bestimmen.

Für die Verordnung von Sauerstoff haben die Bestimmung der Blutgase in Ruhe und unter Belastung sowie auch in der Nacht erhebliche Konsequenzen.

Spiroergometrie

Einen besonderen Stellenwert hat die sogenannte Spiroergometrie. Bei dieser Untersuchung wird der Patient sitzend auf dem Fahrradergometer oder aber auf dem Laufband belastet und es werden zahlreiche Messwerte bestimmt, die es erlauben, eine eingeschränkte körperliche Belastbarkeit nicht nur genau zu bestimmen, sondern diese Einschränkung auf z.B. eine Lungenerkrankung und/oder eine Herzerkrankung oder aber einen Trainingsmangel zurückzuführen. Die Spiroergometrie ist die umfangreichste Funktionsuntersuchung in unserem Fachgebiet.

Bildgebende Verfahren

Die vorangehend beschriebenen Funktionsuntersuchungen werden durch bildgebende Verfahren ergänzt. Eine einfache Röntgen-Thoraxaufnahme in 2 Ebenen gilt heute als die erste, aber auch als die einfachste Untersuchung bei der Diagnostik von Lungenerkrankungen. Wesentlich genauer aber auch mit einer etwas höheren Strahlenbelastung verbunden ist die hochauflösende Computertomographie. Diese lässt Veränderungen im Millimeterbereich erkennen. Somit können wir mit einer Computertomographie ein Lungenemphysem, dessen Verteilung und die Ausdehnung sehr genau erkennen, ebenso aber auch die Lungenfibrosen und zahlreiche andere Lungenerkrankungen (z.B. Sarkoidose, Tumorerkrankungen etc.).

Auch für die Diagnose einer Lungenembolie setzen wir heute eine Computertomographie mit Kontrastmittel ein. Lungenembolien kommen nicht selten auch bei einer COPD vor. Letztlich aber lässt sich anhand einer Bildgebung nicht voraussagen, wie die Veränderungen sich auswirken. Insofern stehen Funktionsuntersuchungen zunächst im Vordergrund, bei der weiteren Abklärung der Ursachen hilft dann die Bildgebung.

Neben der Computertomographie setzen wir auch die Ventilations- und Perfusionsszintigraphie ein. Bei der Perfusionsszintigraphie können wir sehr genau die Durchblutung der Lunge beurteilen, mit der Ventilationsszintigraphie machen wir die sogenannten ventilierten Bereiche (Regionen, die an der Atmung teilnehmen) sichtbar.

Begleiterkrankungen

Insbesondere bei Patienten mit einer COPD finden sich sehr häufig sogenannte Komorbiditäten. Hierzu gehören insbesondere Erkrankungen des Herz-/Kreislaufsystems. Daher werden die typischen Untersuchungen der Lungen- und Bronchialheilkunde ergänzt durch diagnostische Methoden der Kardiologie wie z.B. Echokardiographie und Katheteruntersuchungen.

Nicht selten liegt bei COPD-Patienten eine sogenannte Linksherzinsuffizienz vor, die dann einer gesonderten Therapie bedarf. Auch eine koronare Herzerkrankung (Durchblutungsstörung in den Herzkranzgefäßen) ist häufig und birgt die Gefahr eines Herzinfarktes. Sowohl die Linksherzinsuffizienz als auch eine koronare Herzerkrankung können zusätzliche Ursachen einer Luftnot in Ruhe und unter Belastung sein.

Bei einer anhaltenden Hypoxämie (Sauerstoffmangel im Blut) sowie auch nach Lungenembolien kommt es zu einer Druckerhöhung im sogenannten kleinen Kreislauf (Lungenkreislauf). Dies führt zu einer Belastung der rechten Herzkammer und letztlich bei einer Überforderung der rechten Herzkammer z.B. zu Ödemen (Wasseransammlungen). Natürlich können mittels einer Echokardiographie auch die Herzklappen genau analysiert werden.

Die Möglichkeiten einer genauen und verlässlichen Diagnostik sind, wie eingangs erwähnt, in der Pneumologie exzellent. Praktisch alle Untersuchungsverfahren haben unmittelbare Konsequenzen für die Therapie.


Dr. med. Thomas Voshaar, Ärztlicher Direktor Chefarzt Medizinische Klinik III Krankenhaus Bethanien Moers, (8. Symposium Lunge in Hattingen/NRW).


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